Der
Männergesangverein
Im Jahre 1887 gründeten etwa 20 sangesfreudige Männer
den MGV Wehrstedt. Es waren:
Chr. Bolm
K. Brinkmann
H. Büsig
K. Borchers
H. Crome
F. Emmermann
H. Fischer
H. Grebe (Zuckerkocher)
H. Grebe (Gastwirt)
H. Greke
H. Gerbes
H. Habenicht
K. Jordan
K. Jordan
Fr. Kopperschmidt
K. Lüke
H. Leinemann
K. Mahnkopp
Chr. Ohms
H. Philipps
H. Pinkepank
H. Schillg
H. Stein
K. Vosshage
Den Schafmeister Friedr. Emmermann wählten sie zu Ihrem
Vereinspräsidenten. Ihre Singabende hielten sie in der Schule
ab. Unter
Leitung des Dirigenten Gröling wurde im Klassenzimmer
fleißig geübt,
wintertags beim Scheine zweier Petroleumlampen. Nach zwei Jahren wurde
1889 das Können auf dem ersten Vereinsfest gezeigt. Auf ihm
wurde auch die erste Fahne geweiht. Das Fest war ein voller Erfolg, die
Mitgliederzahl stieg. Obwohl auch in der Schule Bier und Branntwein,
Tabak und Priem schmeckten, zog man zwei Jahre später mit 24
aktiven
Sängern in die Gastwirtschaft Borchers. Sie wechselte oft
Namen und
Besitzer (Borchers, Kaufel, Wolf,Salge, Bierwirth, Werth), aber sie
blieb bis 1949 immer Vereinslokal.
Trotz des steten Wechsels der Dirigenten und der Vereinswirte blieb der
Verein unter dem Namen MGV Hoffnung von 1887\" erhalten. Schon im
Gründungsjahr wurde er ins Vereinsregister des Amtes Bockenem
eingetragen, nachdem die Statuten vom Landrat genehmigt worden waren.
Ab 1914 ruhte dann das Vereinsleben, weil die meisten Sänger
\"ins Feld
zogen\". Erst 1920 kamen wieder 44 Sänger zusammen, unter der
Stabführung von August Weber aus Bodenburg. 1932
übernahm der hiesige
Schulleiter August Nienstedt das Dirigentenamt.
Während des 2. Weltkrieges fand dann kein Singen statt. Aber
im
November 1949 brachte der frühere 1. Vorsitzende Heinr. Gerbes
wieder
60 aktive und passive Mitglieder zusammen. Seitdem ist der MGV rege am
kulturellen Leben des Dorfes beteiligt.
Er beteiligt sich beim Lammetalsingen,beim Schulfest, beim Maisingen im
Walde, bei der Adventsfeier für ältere Einwohner,
beim Volkstrauertag.
Er feiert aber auch Jubiläumsfeste (1907, 1958, 1963, 1968)
und gibt
Konzerte in Raschkes Saal.
Dirigenten:
1887-1889 Gröling, Lehrer in Wehrstedt
1889 Bothfeld, Musiker aus Bad Salzdetfurth
1890 Meißner, Musiker aus Bad Salzdetfurth
1890-1914 Knoke, Musiker auf Bad Salzdetfurth
1914-1920
1920-1932 Aug. Weber, Musiker aus Bodenburg
1932-1937 Aug. Nienstedt, Lehrer in Wehrstedt
1937-1949
1949-1957 Aug. Nienstedt, Lehrer in Wehrstedt
1957-1971 Wilh. Deiters, Konrektor in Bad Salzdetfurth
1971- H. Sandvoß
Vereinspräsidenten bzw. 1. Vorsitzende:
1887 -1906 Friedr. Emmermann, Schafmeister
1907 -1925 Heinrich Gerbes, Schuhmachermeister
1925 -1933 Heinr. Mahnkopp, Bürgermeister
1933 -1937 Friedr. Brinkmann, Maurerpolier
1949 -1950 Friedr. Oppermann, Haumeister
1950 -1962 Heinr. Habenicht, Kaufmann
1962- Alfr.Kopperschmidt, Maurermeister
Sängerfest 1889
Die Freiwillige Feuerwehr Wehrstedt
Gegründet wurde die Freiwillige Feuerwehr 1901, aber ein
Protokollbuch wurde erst 1904 eingerichtet. Von der
Gründungsversammlung 1901 ist nur noch bekannt, daß
55 Mitglieder
anwesend waren. Noch im selben Jahr wurde die alte Spritze abgegeben
und eine neue zum Preis von 1600 Mark angeschafft.
\"Mit Gott !\" mit diesen beiden vielsagenden Worten beginnt die erste
Seite des Protokollbuches. Am 17. April 1904 wurde eine erste
Generalversammlung protokolliert, auf der der Müller Emil
Moritz mit 44
Stimmen in geheimer Wahl zum ersten Feuerwehrhauptmann gewählt
wurde.
Zugführer wurden Heinrich Brunotte, Heinrich Fischer und
Heinrich
Philipps, Schriftführer wurde Heinrich Crome.
Von der militärischen Strenge in jener Zeit ist folgendes
nachzulesen:
Ein Feuerwehrmann nimmt unentschuldigt nicht am Fest in Groß
Ilde teil.
Er muß eine Strafe von 1,00 Mark \"berappen\". Weil er sich
weigerte zu
zahlen, wurde das Jahr darauf die Strafsumme vom Ehrengericht auf 2,00
Mark heraufgesetzt. Auch zu dieser Zahlung konnte er sich nicht
entschließen. Da wurde er ausgeschlossen. Seinen, z.T.
selbstbezahlten
Feuerwehrrock mußte er zurückgeben, ohne eine
Vergütung dafür zu
erhalten. (Andre Zeiten, andre Sitten l)
Aber auch die Fröhlichkeit kam in der Freiwilligen Feuerwehr
nicht zu
kurz. In einem der ersten Jahre wurden auf der Jahreshauptversammlung,
zum Schlusse 50 Liter Bier gemeinsam vertrunken, welche aus der Kasse
bezahlet werden sollen\".
(Warum auch nicht!)
Auch Tanzvergnügen fanden statt. Das erste am
Weihnachtsfeiertag 1904
auf dem Borcherschen Tanzboden. Dafür wurden die
Monatsbeiträge für
Juli bis Dezember 1904 um 20 Pfennig angehoben.
Der erste Hornist der Feuerwehr war Wilhelm Keunecke, der 1906 von
Heinrich Philipps abgelöst wurde.
1910 wurde dann unter dem Feuerwehrhauptmann Heinrich Leinemann eine
eigene Musikgruppe gebildet, 3 Flöten und 3 Trommeln wurden
angeschafft. Ein \"Tambour\" H. Ohmes (Lehrer in Salzdetfurth)
unterrichtete für 1,50 Mark pro Abend.
Mit der alten Hand-Feuerwehrspritze wurden jährlich bis zu 10
Übungen
durchgeführt. Die Wehr war immer einsatzbereit. Aber von
ernsthaften
Brandfällen berichtet das Protokollbuch fast nichts.
Freiwillige
Feuerwehr 1926
Aus den letzten 100 Jahren sind noch folgende Brände bekannt:
29.4.1885
Wohnhaus, Stall und Scheune des Christian Ohms (Nr. 7) brennen nieder
(Blitzschlag)
18.6.1886
Scheune und Stall des Anbauern Jacob Schrader (Nr. 51) brennen ab.
4.6.1921
Stall und Scheune des Landwirts Jordan (Nr. 30) brennen.
17.8.1921
Wohnhaus und Scheune des Anbauern August Gerbes (Nr. 5) brennen.
31.12.1935
Scheunenbrand bei J. Chr. Achtermann (Nr. 54).
8.9.1954
Scheunenbrand durch Blitzschlag bei Bauer Heinrich Crome (Nr. 20).
Von jenem tragischen Ereignis bei August Gerbes wissen heute noch die
Nachbarn schmunzelnd zu berichten:
Weil der Brand sich aus Scheune und Stall gefährlich
auszubreiten
drohte, die Flammen eilten fast an Christian Gerbes Haus (Nr. 4) -wurde
auch die FF Salzdetfurth und Östrum alarmiert. Die schnellste
war die
Wehr aus Östrum, die auch als erste Wasser pumpte und Wohnhaus
und
Nachbars Haus rettete, während die anderen beiden Wehren nicht
zum
Spritzen kamen, weil die 2 Hauptmänner sich stritten, wer wohl
das
Kommando habe.
Die Inflationszeit wird auch in den Protokollbüchern
erkennbar. 1912
betrug der Kassenbestand am Jahresende 4,25 M, 1913 waren es 3,34 M.
Nach dem I.Weltkrieg wurde der Monatsbeitrag auf monatlich 25 Pfg.
herausgesetzt. 1923 betrug die zu zahlende Strafe 10 000 M.
Im Jahre 1951 erst erhält die Wehr eine TS 8
(Tragkraftspritze) für
5404,00 DM. Darauf wurde der \"Handbetrieb\" abgeschafft. 1965 wird der
Wehr von der Gemeinde ein neues Löschfahrzeug (LF 8) gekauft.
Am 26.1.1974 wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet. 19
Jugendliche sind
aufgenommen worden. Bereits im Gründungsjahr erzielte sie bei
Wettkämpfen einige Preise. Ihr wurde vom
Ortsbürgermeister ein Wimpel
überreicht. Ein Jahr später erhält sie einen
eigenen Ausbildungsraum im
Gemeindehaus.
Feuerwehr-Hauptmann bzw. Wehrführerwaren:
1901-1909 Mühlenbesitzer Emil Moritz
1909-1913 Landwirt Heinrich Leinemann
1913-1927 Landwirt Heinrich Fischer
1927-1948 Landwirt Christel Philipps
1948-1959 Landwirt Karl Mahnkopp
1959-1978 Zimmerpolier Otto Jörren
1978- Bergmann Gerhard Rössing
Freiwillige
Feuerwehr, 1951
Die Feuerwehr-Kapelle
Mit Recht wird das Jahr 1935 als Gründungsjahr der Wehrstedter
Kapelle
angegeben. Doch hat diese Kapelle einen \"Vorläufer\" gehabt,
der als
Posaunenchor gegründet wurde. Die Chronik vermerkt dazu: Zu
Fastnacht
1896 wurde hier im Orte ein kirchlicher Posaunenchor
gegründet. Es
traten bei:
Karl Lücke
Schneider Karl Mahnkopp
Heinrich Schillig
Karl Brinkmann
Heinrich Crome
Zuckerkocher H. Grebe und Lehrer G. Steinborn, welcher die Leitung
übernahm.
Die Instrumente und Noten wurden von den lieben Gründern
selbst
bezahlt. 320 M waren zu zahlen, wozu der evang. Verein Hannover 130 M
spendete und Herr Pastor Wachsmuth 42 M. 15 M hatte jedes Mitglied als
Eintritt zu zahlen - der restliche Betrag wurde \"abgestottert\".
Geübt
wurde auf Borchers\' Saal.
Noch im Gründungsjahr 1896 wurde ein sehr gut besuchtes
Posaunenfest im Ziegenberg mit zwei befreundeten
Posaunenchören gefeiert. Noch zwei weitere Posaunenfeste sind
in der
Chronik vermerkt, und bei vielen Festen, Feiern und kirchlichen
Veranstaltungen, bei Fackelzügen u. ä. hat der
Posaunenchor
aufgespielt. 1913 ist der Posaunenchor das letzte Mal erwähnt.
Dann hat
wohl auch er während des I.Weltkrieges sein Wirken einstellen
müssen.
Nach dem Krieg, in der Inflationszeit und bis 1930 hat der Posaunenchor
dann wieder musiziert, auch bei Feiern, Jubiläen und
kirchlichen
Festen. Weil kein Mitglied mehr wußte, wem nun welches
Instrument
gehört, wurden 1935 alle Instrumente der
neugegründeten
Feuerwehr-Kapelle unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Dafür gestaltet
sie an kirchlichen Feiertagen unentgeltlich die Gottesdienste
musikalisch aus - bis heute.
Das Jahr 1935 brachte für die Wehrstedter Blasmusiker einen
neuen
Anfang. Elf begeisterte Freunde der Blasmusik fandensich am 1. Oktober
1935 zusammen, um die \"Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Wehrstedt\"
zu gründen. Sie waren durchschnittlich um die 30 Jahre alt und
übten
wöchentlich einen Abend in der Gastwirtschaft Karl Wolf. Vom
ehemaligen
Posaunenchor übernahmen sie 4 Flügelhörner,
2 Tenorhörner, 1 Posaune
und 1 Baß. Dann wurden von den Geldspenden einer Sammlung im
Dorf 1
Schlagzeug, 2 Trompeten, 2 Alt-hörner, 1 Piston, 1 Tenorhorn
und eine
kleine Trommel dazugekauft.
Der Kreis der elf Gründungsmitglieder:
Fritz Hoppe, Heinr. Crome, Karl Vespermann, Adolf Hoffmann, Walter
Schünemann, Wilhelm Wißmann, Heinrich
Rössig, Paul Thieme, Hermann
Stein, Fritz Haupt und Heinrich Huwald. Dieser Kreis
vergrößerte sich
in den nächsten drei Jahren um Karl Hoffmann und Hermann
Denecke.
Unter der Stabführung von Heinrich Huwald, Bockenem,
musizierten die
Kapellenmitglieder bis 1939, stellten dann notgedrungen ihre
Tätigkeit
ein, um sich 1945 erst wieder zusammenzufinden.
Im Leben der Dorfgemeinschaft war \"die Kapelle\" nicht mehr
wegzudenken. Sie musizierte alljährlich bei
Tanzvergnügen in den
Gastwirtschaften Karl Wolf und Heinrich Kopperschmidt, brachte
Ständchen zu Hochzeiten und Silberhochzeiten, blies bei
Fastnachtsfeiern, beim Umzug am I.Mai, beim Maibaum-Aufstellen und gab
im Ziegenberg \"Himmelfahrtskonzerte\". Auch bei Umzügen in
den
Nachbarorten wirkte sie mit. Seit den 50er Jahren spielte sie auch in
Wehrstedt und in der Nachbarschaft zu Tanzvergnügen auf. Auch
bei
auswärtigen Stiftungsfesten, Feuerwehrfesten usw. war sie
dabei. Aber
auch zu anderen Anlässen wurde in Wehrstedt geblasen: Am
Ehrenmal der
Gefallenen, zur Erntedankfeier, bei Festgottesdiensten und bei
Beerdigungen.
Seit 1955 spielt sie \"im Salze\" zusamen mit dem dortigen
Spielmannszug zum Burgberg-Turnfest auf. Als die
Kirchengemeinde Wehrstedt 1957 vom 8.12. bis 15.12. das
750jährige
Bestehen feierte, war die Kapelle beim Turmblasen, Mitwirken im
Gottesdiest und bei anderen Veranstaltugen dabei. Seit den 60er Jahre
spielt die Kapelle auch zunehmend bei Umzügen der Kapellen-,
Feuerwehr-
und Schützenfeste, alljährlich auch bei Martins- und
Fronleichnamsumzügen der kath. Kirchengemeinde.
Sie wirkte besonders aktiv mit beim Zeltfest 1960,
anläßlich des
25-jährigen Bestehens der Kapelle (21 Kapellen und
Musikzüge
marschierten im Festzug durchs Dorf!), bei Festen des Gesangvereins und
bei Veranstaltungen des Sportvereins (Generalversammlung,
Platzeinweihung, Waldlaufmeisterschaften, Pfingstturniere . . .)
Charakteristisch für die Einstellung der Wehrstedter
Blasmusiker und
ihre Stellung in der Dorfgemeinschaft sind folgende vier Tatsachen:
Seit 1965 musizieren sie zu jedem Schulfest unentgeltlich zum Umzug
durchs Dorf, geben ein Platzkonzert am Nachmittag auf dem Schulhof,
führen den abendlichen Fackelumzug der Kinder durchs Dorf und
spielen
am Lagerfeuer.
Außerdem halten sie den alten Brauch des
\"Würstesammeins\" wach, denn
sie blasen zur Fastnacht im gesamten Dorf, sammeln Würste oder
Geldspenden ein und spielen zum anschließenden
Fastnachtsvergnügen \"im
Kruge\" auf.
Auch zum traditionellen Osterfeuer spielt die Kapelle
alljährlich auf,
und seit den 70er Jahren auch zur adventlichen \"Altenfeier\", zur
Weihnachtsfeier für die Senioren des Dorfes.
Die Kapelle hat ca. 24 Aktive und wurde dirigiert von
1935 - 1954 Heinrich Huwald, Bockenem
1955 - 1960 Paul Meißner, Bad Salzdetfurth
1960 - 1963 Paul Fischer, Bockenem
1963 - 1971 Erwin Schubert, Nette
1971 - Udo Mahnkopf, Wehrstedt
Der Tischtennis-Verein
Ein Wehrstedter erinnert sich an \"Die Micky-Mäuse von
Wehrstedt\"
Mit dem Flüchtlingsstrom kam auch eine Familie Namens
Süßmann nach
Wehrstedt. Was Onkel Willi und Tante Lottchen in den schweren
Nachkriegsjahren in Wehrstedt in sportlicher Hinsicht auf die Beine
stellten, sucht heute noch seinesgleichen. In unnachahmlicher Weise
gelang es ihnen, unser ganzes Dorf in einen Tischtennisrausch zu
versetzen. Die Jugendlichen trafen sich gewöhnlich auf dem
Krügerhof.
Unter freiem Himmel oder im \"Alten Haus\" spielten sie mit zwanzig und
mehr um eine alte Platte herum \"chinesisch\". Dieses
Gemeinschaftsspiel im wahrsten Sinne des Wortes ermöglichte es
jedem,
der mit selbst angefertigtem Schläger oder mit Mutters
Schinkenbrett
auftauchte, wenigstens einige Male den Celluloidball zu
berühren.
Schnell kristallisierten sich Talente heraus, an der Spitze die
Töchter und Söhne des Tennisvaters.
Als man 1948 daranging, einen Verein zu gründen, war die Frage
eines
Vereinstrikots schnell beantwortet. Auf gelber Seide hatte Inge S.
kunstvoll in schwarzer Farbe Micky-Mäuse abgebildet. Sie
zierten bald
die lila Hemden, die in der Folgezeit in weitem Umkreis bekannt werden
sollten.
Da nahezu jeder Jugendliche und jedes schulpflichtige Kind vom
Tischtennisfieber \"befallen\" war, konnten bald mehrere Mannschaften
gemeldet und in Punktspiele geschickt werden. Mit geschmückten
Fahrrädern wurden die Wege zu den Wettkampfstätten
zurückgelegt In der
Anfangsphase, als noch nicht jeder ein Fahrrad hatte, wurden die
tollsten Ideen geboren. Mußten zwei Herrenmannschaften los,
so kamen
gewöhnlich nur 6 Fahrräder zusammen. Entweder wurden
diese doppelt
belegt, oder die eine Hälfte fuhr zwei Kilometer,
ließ die Räder an
einem Baum stehen und ging zu Fuß weiter. Die Nachhut
übernahm dann die
Fahrräder, überholte die erste, jetzt
Fußgängergruppe, um nach einer
bestimmten Strecke wiederum die Räder zur weiteren
Verfügung am
Straßenrand zu deponieren. Es war ein großartiger
Idealismus, der
außergewöhnliche Leistungen möglich machte.
In ganz Norddeutschland
waren die Tischtennis-Micky-Mäuse bekannt, nur
wußten die Spielpartner
oft nicht, wo Wehrstedt auf der Landkarte zu finden war. Bei
Punktspielen auf \"Kreugers Saal\" kamen die Hannoveraner, Hamburger,
Berliner dann vollends ins Staunen. Solch einen Enthusiasmus hatten sie
noch nie erlebt. Zu Wochenendturnieren fuhr man bis zu 200 km mit dem
Fahrrad, so z. B.
nach Oldenburg, um mit Siegestrophäen zurückzukehren.
Von einem
Jugendturnier in Hannover, das auf Landesebene ausgetragen wurde, kamen
von 130 Teilnehmern unsere Wehrstedter Roland, Heiner und Seppel als
die drei Besten zurück.
Man schaffte es bis zu Landesmeisterschaften, Deutsche- und sogar
Europameisterschaften. Der Aufstieg in die Oberliga wurde nur knapp
verfehlt. Der Spielbetrieb hatte schließlich Dimensionen
angenommen,
die auf dem Saal von unserem Kreuger, der Platz nur für zwei
Platten
bot, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte . . .
1956 kam es dann zur Geburtsstunde des VTTC Wespe Bad
Salzdetfurth-Wehrstedt. Von nun an wurde gemeinsam gekämpft.
Der
Spielbetrieb konnte beträchtlich ausgebaut werden. Man
kämpfte und
feierte in Eintracht, von der alten Zeit aber mußte Abschied
genommen
werden. Die Zeiten hatten sich geändert, Friedel Gerbes fuhr
nicht mehr
mit seinem dreirädrigen TEMPO, überladen mit
Mannschaftskameraden. Auch
wurden die originalen und originellen Familienfeiern der
großen
Tischtennisfamilie weniger, die von den Tischtenniseltern Willi und
Lottchen Süßmann so trefflich organisiert worden
waren.
Der Tischtennis lebt weiter. Darüber hinaus aber hat die
\"Ära
Süßmann\" Maßstäbe gesetzt und
einen Weg beschritten, der auch bei den
Bemühungen um einen Sportverein im Jahre 1965 Idee und
Leitmotiv für
die neue Sportfamilie des SV Wehrstedt werden sollte!
SV Wehrstedt 65 e. V.
Im Jahre 1965 kam von den Wehrstedter Jugendlichen, die schon teilweise
Mitglieder in Sportvereinen der Nachbargemeinden Bodenburg und Bad
Salzdetfurth waren, und auch aus Teilen der älteren
Bevölkerung der
Wunsch auf, in Wehrstedt einen Sportverein zu gründen.
So traf man sich vorerst zu Gesprächen in einem kleinen
Gremium, das
dann zur Gründungsversammlung am 11.9.1965 in die
Gaststätte Raschke
einlud.
Zu dieser Versammlung konnte der als I.Vorsitzende kommissarisch
eingesetzte Hauptlehrer Heinz Hofmann 75 Personen
begrüßen, die noch an
diesem Abend Mitglieder des Vereins wurden. Außerdem waren
alle Herren
des Gemeinderates sowie der Vertreter des Landkreises, Kreissportlehrer
Mahlendorf, zugegen.
Heinz Hofmann erläuterte zunächst Zweck und Absicht
des Vereins, der
insbesondere Leichtathletik, Fußball und Turnen betreiben und
den Sport
in seiner Gesamtheit fördern und auszuweiten gedenke. Er
erstrebe durch
Leibesübungen und Jugendpflege die sittliche
Ertüchtigung seiner
Mitglieder.
Die ersten durchgeführten Vorstandswahlen ergaben folgendes
Bild:
1. Vorsitzender: Heinz Hofmann
2. Vorsitzende: W. Raschke, W. Büsse
Kassenwart: R. Karmrodt
Schrift- und Pressewart: G. Stürmer
Jugendleiter: M. u. P. Steffen
Frauenwartin: I. Hackenberg
Zunächst wurden die vorher aufgestellten Satzungen verlesen
und von der
Versammlung gebilligt. Man beschloß, den Verein als Mitglied
des
Landessportbundes Niedersachsen, des Nds. Fußballverbandes
und des
Turngaues Hildesheim anzumelden.
Außerdem sollte die Eintragung in das Vereinsregister des
Amtsgerichtes
Bockenem vorgenommen werden. Somit war die Grundlage für die
Aufnahme
des Sportbetriebes geschaffen.
Schon im ersten Jahr nach der Vereinsgründung konnten den
Zeitungeneinige sportliche Aktivitäten entnommen werden. Z. B.
Teilnahme an verschiedenen Leichtathletikwettkämpfen,
Durchführung
eines Schwimmlehrgangs, den Aufbau der Fußballabteilung, eine
Winterwanderung und für die Jugendlichen ein
Karnevalsvergnügen.
Außerdem konnten die ersten sechs Sportabzeichen verliehen
werden. Als
Höhepunkt mußte die Ausrichtung der
Leichtathletikveranstaltung
\"Waldlauf rund um den Schellbrunnen\" angesehen werden. Das waren
Ausscheidungs-Wettkämpfe des Leichtathletik-Kreisverbandes.
Ende der 60er Jahre lag zunächst die Sparte Leichtathletik
\"ganz
vorn\", besonders die Schüler/innen und Jugendlichen. Sie
belegten in
der Vereinswertung des Kreisverbandes einen 3. Platz. 1966 belegten sie
in einem Hallen-Vergleichskampf \"Berlin - Hannover- Hildesheim -Bad
Salzdetfurth - Wehrstedt\" einen beachtlichen 2. Platz. Im dritten Jahr
des Bestehens wurden bereits 22 Sportabzeichen verliehen. Wehrstedt
stellte zwei Kreismeister. 1969 wurden 34 Sportabzeichen, 7
Mehrkampfabzeichen und 15 Schwimmabzeichen verliehen. Sechs Wehrstedter
wurden Kreisbeste, das entspricht \"Kreismeister\" ! 1970 wurden 49
Sportabzeichen erworben, 40 mal stand Wehrstedt in der
Kreisbestenliste, davon viermal als \"Kreismeister\"!
Trotzdem waren einige Anfangssphwierigkeiten zu überwinden. So
mußten
z. B. die Hausfrauen-Turnerinnen mit 25 und 30 Teilnehmerinnen an den
Übungsabenden auf dem kleinen Saal bei Raschkes zurechtkommen.
Die
Kinderturnabteilung mit rund 50 Turnern und Turnerinnen trainierte im
Pausengang der Wehrstedter Schule. Die Fußballer hatten noch
keine
eigene Spielfläche. Hier wurde vorerst ab 1.4.1966 der
verwaiste
Sportplatz im Netter Wald angemietet, der in einigen Arbeitsstunden
erst spielfähig gemacht wurde. Hier begann man auch mit dem
Pfingsturnier für Jugendmannschaften, das bis heute ohne
Unterbrechung
jährlich durchgeführt wird.
Als bisherigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte kann die
Einweihung
des von der Gemeinde Wehrstedt 1968 errichteten Sportplatzes mit
100-m-Bahn, Weitsprung-, Hochsprung- und Kugelstoßanlage
angesehen
werden. Die Nutzungsmöglichkeit wurde im Jahre 1974 durch den
Bau der
Flutlichtanlage in Eigenarbeit erweitert. 1972 wurde auf dem Gebiet des
Jugendfußballs eine Spielgemeinschaft mit Bad Salzdetfurth
geschlossen,
der sich ein Jahr später noch Bodenburg anschloß.
Die Spielgemeinschaft hat bis heute Gültigkeit und kann auf
gute
sportliche Erfolge unter dem Namen \"JSG Lammetal\"
zurückblicken. Die
1. Herrenmannschaft spielt zur Zeit in der höchsten
Kreisklasse.
Die Trainingsbedingungen im allgemeinen haben sich seit der
Gründung
des Vereins wesentlich gebessert, zumal seit der Gebietsreform auch
unser Verein die örtlichen Turnhallen in Bad Salzdetfurth mit
belegen
kann.
Als jüngste Sparte wurde 1973 die Kegelabteilung in den Verein
aufgenommen. Sie besteht aus vier Mannschaften. Die erste Mannschaft
kann gute Erfolge in der Bezirksklasse vorweisen.
Vorsitzende des SV Wehrstedt 65:
1965 -1973 Heinz Hofmann
1973 -1977 Günter Stürmer
1977- Alfred Esplör
Zur Zeit hat der Verein 375 Mitglieder. Der heutige Vorstand setzt sich
wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: A. Esplör
2. Vorsitzende: W. Büsse, W. Raschke
Kassenwart: L. Grosche
Schriftwart: G. Tönnies
Jugendleiter: W. Surmann
Pressewart: A. Ryll
Die Sparte Kinderturnen leitet M. Schneider, Frauenturnen I. Welke, und
Sportkegeln M. Knackstedt.
Die Verkoppelungs-Interessenschaft
Die Verkoppelungs-interessenten sind die Feldmarks-Eigentümer.
Noch
heute entspricht die Anlage, Parzellierung und Größe
der Feldmark der
der damaligen \"Verkoppelung\". 1865/69 wurden die als Allmende von
allen gemeinsam genutzten Wiesen, Anger und Forsten als Eigentum an die
einzelnen Höfe verteilt. Die ca. 1000 Morgen der Feldmark
wurden damals
auch um- und neuverteilt, aber einige Flächen blieben
gemeinsamer
Besitz: Einige Flachsrotten, der Knotenblek, die Lehmkuhle, die
Grandkuhle, die Gräben und die Feldwege. Diese gemeinsam
genutzten
Flächen gehören allen \"Verkoppelungs-interessenten\"
zusammen. Sie
ließen die Wirtschaftswege vor ca. 10 Jahren mit Schwarzdecke
versehen.
Dem Vorstand der \"Verkoppelungs-interessenten Wehrstedt\"
gehören an:
1. Vorsitzender: Karl Brinkmann
2. Vorsitzender: Josef Lüke
Schriftführer: Hans Heidecke
Kassenführer: Jürgen Habenicht
.
Jagdgenossenschaft Wehrstedt
In ihr sind alle Grundeigentümer der Feldmark als Mitglieder
geführt.
Sie bilden mit ihren Grundflächen in der Feldmark einen
gemeinschaftlichen Jagdbezirk von rund 250 ha. Ein Eigenjagdbezirk
besteht nicht, da kein Grundeigentümer über 75 ha
arrondierte Fläche
besitzt. Die Mitarbeiter der Jagdgenossenschaft teilen sich die
Jagdeinnahmen. Sie werden gerichtlich und außergerichtlich
vertreten
vom Jagdvorstand:
1. Vorsitzender: Siegfried Schünemann
2. Vorsitzender: Gerhard Lücke
Schriftführer: Albert Lopp
Wasser- und Bodenverband von 1960/61
Dieser Verband wurde von den Grundeigentümern
gegründet, die
beabsichtigten, ihre nassen Flächen in der Feldmark -
besonders die
Wiesen in der Masch gemeinschaftlich zu dränieren. Dieser
Verband ist
eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Ihr
gehören außer
Verkoppelungs-Interessenten auch die Landwirte aus Östrum an.
Auch der
Vorstand des Verbandes ist derselbe. Gewissermaßen ist die
Verkoppelungs-Interessenschaft aufgegangen in dem Wasser- und
Bodenverband.
Die "Weide-lnteressenten Wehrstedt"; genannt
Realverband
Der sog. Realverband entstand in den Jahren 1857-69, als bei der
Verkoppelung gemeinschaftliche Rechte und Anteile aus der Allmende
vergeben wurden. Er ist eine öffentlich-rechtliche
Körperschaft mit
einem Besitz von 468 55/64 Anteilen. (Wo die letzten 9/64 abgeblieben
sind, weiß heute niemand mehr.) Jeder der 62 Haus- und
Grundbesitzer hat damals Anteile erhalten, in der
Größe von 1/2 Anteil
bis 181 8/64 Anteilen. Als Weide-Interessenten galten also auch die
Anbauer, nicht nur die Kotsassen und Brinksitzer (die
Verkoppelungs-interessenten). Bei dem Besitz des Realverbandes handelt
es sich im wesentlichen um 4 Grundstücke, die von allen
Hauseigentümern
benötigt und ausgebeutet wurden:
1. Die alte Kieskuhle am Ziegenberg, 4500 m2, jetzt in Erbpacht an
Maurermeister A. Kopperschmidt vergeben. 2. Der Knotenplatz, oberhalb
der Kieskuhle, ebenfalls in Erbpacht.
3. Die Lehmkuhle, etwa heutige Grundstücke G. Eckstein bis K.
Nitzsche, 2036 m2 groß, 1958 in Erbpacht vergeben.
4. Die Mergelkuhle, am Westrand der Ohe, 3648 m2. Der Mergel diente
damals der Wege- und Hofbefestigung. Heute teils verpachtet, teils
Ödland
.
Der Vorstand des Real-Verbands:
1. Vorsitzender: Josef Lüke
2. Vorsitzende: Karl Brinkmann und Heinrich Bock
Kassenführer: Gerhard Lücke
Weitere gesellschaftliche Gruppierungen:
In den vergangenen Jahren hat es noch einige andere Gruppierungen
gegeben, die heute nicht mehr existieren:
Der Jugendverein wurde am 28. Januar 1914 gegründet, aber
länger als 2
Jahre wird er nicht aktiv gewesen sein. Ihm traten am
Gründungstag 7
junge Männer bei. Zugleich wurde auch ein
Ortsausschuß zur Leitung und
Förderung der Jugendpflege gebildet. Die staatl. Beihilfe von
50 Mark
wurde für den Jugendverein verwandt. Es wurden ein
großer Kochtopf für
Kriegsspiele, Luftgewehr, Scheibe, Mühle- und Halmaspiele,
Preise fürs
Preisschießen und Jungdeutschland-Liederbücher
angeschafft. In den
Wintermonaten 1911-12-13 hatten die Kinder für
Aufführungen
Eintrittsgelder vereinnahmt, von denen für den Jugendverein
gekauft
wurden: 1 Rundlauf, 2 Trommeln, 4 Flöten, Schwalbennester, 1
Tambourmajorstab. Mit den Flötenspielern übte Lehrer
Steinborn, mit den
Trommlern Schuhmacher Heinrich Gerbes.
Nach dem I.Weltkrieg gab es in Wehrstedt einen Radfahrvereln. Die
Straßen waren noch nicht asphaltiert, Autos gab es nur ganz
vereinzelt,
das Geld war knapp, radfahren \"war in\" - also wurde ein Radfahrverein
gegründet. Man fuhr gemeinsam in die Umgebung, manchmal in
Gruppen bis
zu 40 Rädern. Mit Frauen und Kindern radelte man sonntags ins
Grüne,
picknickte im Freien oder aß aus dem Hordentopf, und abends
gings
wieder heim. Der Verein pflegte nur das Radwandern. Werkunstfahren
wollte, mußte sich der Riege in Bodenburg
anschließen, die auf
Dortmunds Saal übte. Wahrscheinlich waren die Radwanderer
nicht
nationalsozialistisch genug. Denn als nach 1933 alle Vereine
\"gleichgeschaltet\", d. h. politisiert wurden, existierte dieser
Verein nicht mehr. Am aktivsten war er zwischen 1920 und 1925.
Ebenfalls nicht politisch genug war der Wehrstedter Mandolinenvereln,
der auch nach der "Machtergreifung" 1933 aufgab. Die Mandolinenspieler
fanden sich ebenfalls nach dem I.Weltkrieg zusammen. Die
Führung des
Vereins hatte Karl Stein. Auch Zitter- und Gitarrenspieler waren dabei.
Ein fröhliches Trüpplein musizierte zusammen und war
der Zeit
entsprechend ganz \"modern\". Es war die Zeit des Zupfgeigenhansl und
der Wandervögel. Anfang der 30er Jahre hört man
nichts mehr davon
-Mandolinenklänge durften nicht mehr passen in die Welt der
staatl.
verordneten "Hitler-Jugend".
Der
Mandolinenclub 1924
Gleich nach dem 2. Weltkrieg entsteht in Wehrstedt ein Volkstanzkreis.
Besonders die Heimatvertriebenen finden sich dort zusammen. Frau R.
Heckel schreibt dazu:
Es war am Anfang der 50er Jahre. Die Nachkriegszeit war mit ihren
Entbehrungen so einigermaßen - fast - vergessen, als sich
"Folklore"
hier und da bemerkbar machte. Es war die Zeit, da jede Art musischer
Betätigung gefragt war. Das Fernsehen war ja erst im Kommen.
Da wurde
auch in unserer Gemeinde von jungen Menschen der Wunsch
geäußert, einen
Volkstanzkreis zu gründen, wie er in den Nachbarorten Nette
und
Bodenburg schon bestand. Dieser Wunsch war erfüllbar da der
1949
gegründete \"Bund der Vertriebenen\" Heimatabende anbot
für die alten
Menschen, die ihre ostdeutsche Heimat sehr vermißten. Es
wurde dabei
immer viel gesungen und vorgetragen. An einem solchen Sonntagabend war
es dann so weit. Herr Georg Anderek aus Nette kam mit seiner
Volkstanzgruppe. Er kam auf Einladung der Wehrstedter BVD und zeigte,
wie dies andernorts gehandhabt wurde und allseits großen
Anklang fand.
Am gleichen Abend waren viele der 14- bis 16jährigen
Wehrstedter
Jugendlichen anwesend und hell begeistert für einen
Volkstanzkreis.
Ruth Heckel, die Akkordeon spielte, hatte die Leitung dieses
Volkstanzkreises des BVD üoernommen. Es wurde eine
schöne und von allen
Kindern und Jugendlichen begeistert begrüßte
Freizeitgestaltung. Bald
kam zu der Gruppe der 14- bis 18jährigen eine zweite der 10-
bis
14jährigen. Dann kamen auch noch die Jüngsten dazu,
bis zum Alter von
10 Jahren. Die Älteren lernten schnell und mit Eifer die
schönen alten
Volkstänze, von der Kreuzpolka angefangen bis zum
Schwingenden. Alle
waren gern dabei. Die Netter Gruppe kam ein paar Wochen, dann ging es
bei uns \"rund\". Manfred Stoffen - damals selbst in dem Alter -
übernahm die zweite Gruppe. Bald konnte die Volkstanzgruppe
bei
öffentlichen Veranstaltungen anderer Vereine ihr
Können unter Beweis
stellen: Am Vorabend des I.Mai wurde unter dem Maibaum getanzt.
Besonders die Kleinen waren immer dabei, sie tanzten in roten
Röckchen
mit weißen Blusen und Schürzen. Die Gruppe der
größeren Mädchen trug
blaue Röcke. Es machte allen Tänzern selbst viel
Freude, und noch heute
erinnern sich die Alteren gern dieser Zeit.
Zuerst war das Gasthaus Werth das Stammlokal, danach das Gasthaus
Kopperschmidt. Im Anschluß an die Übungsabende der
Größeren fand dann
immer noch ein \"Nachtänzchen\" statt, so wie bei den Kleinen
\"die
Schwäb\'sche Eisebahne\" stets der Schluß sein
mußte. Das Lied, das den
Tanzabend einleitete, wurde von allen gemeinsam gesungen: \"Wir sind ja
aus Wehrstedt und nicht aus Tirol, wer uns sieht
dem wird es ums Herze so wohl, wir singen und tanzen ganz wunderbar -
tira- lala ...\"
Eine der
Volkstanzgruppen - 1953 Am Walpurgisabend auf dem Kreugerhof
Anfang der 60er Jahre wurde langsam die Gruppe immer kleiner. Bald
waren es nur noch ein paar besonders gute Sänger, die bei den
Veranstaltungen des BVD bis Ende der 60er Jahre mitwirkten. So ist die
Volkstanzgruppe nach einer wohl zehnjährigen
Tätigkeit langsam
"eingeschlafen".
In den 60er Jahren bildete sich aus interessierten Jungen und
Mädchen
eine evangelische Jugendgruppe. Anregungen dazu kamen vom damaligen
Pastor, dem Diakon Ernst Frank. Er stellte den Jugendlichen in der
umgebauten alten Pfarrscheune einen Jugendraum zur Verfügung.
Die
Jugendgruppe traf sich wöchentlich in ihrem Jugendraum. Sie
wurde
ideell und finanziell durch Pastor Frank gefördert, durfte die
Kote der
Pfadfinder in der Glüsing benutzen und ging im Sommer auf
mehrtätige
Fahrten. Kurz nach dem Weggang von Pastor Frank im Jahre 1966 erloschen
auch diese Aktivitäten.
Der Wehrstedter Laienspielkreis
1980
Das obige Bild zeigt die jüngste Gruppe. Im vergangenen Jahr
fanden sich einige junge Wehrstedter
zu einem Laienspielkreis zusammen. Sie wurden unterstützt von
der
\"Wehrsteeschen Dörpskapell\". Hier ein Schnappschuß
von dem Schwan:
Ein Ehemann auf nüchternem Magen.
Aktuelle Übersicht der Wehrstedter Verbände,
Organisationen, Körperschaften .
a) Elternrat der Grundschule Wehrstedt Erika Hartmann, An der Kirche 20
Freiwillige Feuerwehr Gerhard Rössing, Dorfstraße 5
Jagdgenossenschaft Wehrstedt Siegfried Schünemann, Am
Ziegenberg 26
Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Siegfried Bolm, Dorfstraße
26 a
Kirchenvorstand der ev.-luth Kirche zu Wehrstedt Joachim Kracke, An der
Kirche 18
Männergesangverein Hoffnung e. V. Alfred Kopperschmidt, Am
Schilde 1
Realverband (Weide-Interessenschaft) Josef Lüke,
Dorfstraße 7
Sportverein Wehrstedt 65 e. V. Alfred Esplör,
H.-Schlange-Straße 9
Tischtennisclub Wespe Erwin Raschke, Am Ziegenberg 56
Verkoppelungs-interessenschaft Karl Brinkmann, An der Kirche 8
Wasser- und Bodenverband Karl Brinkmann, An der Kirche 8
b) zuständige Behörden für den Ortsteil
Wehrstedt: Stadt Bad Salzdetfurth
Bürgermeister Adolf Stoffregen, Tel. 82 82
Evang. Kirche zu Wehrstedt Pastor Joachim Kracke, Tel. 3 91
150
Grundschule Wehrstedt Hptl. Heinz Hofmann, Tel. 85 85
Polizeistation Bad Salzdetfurth PHK Gerhard Ueckert, Tel. 3 89
Postamt Bad Salzdetfurth PBInsp. Gerhard Gerbes, Tel. 80 97
Kath. Kirche Wehrstedt/Bad Salzdetfurth Dechant Eberhard
Laufköter, Tel. 6 05
Staati. Revierförsterei Wehrstedt Forstamt Hans Heidecke, Tel.
3 79
Was man sich so in Wehrstedt erzählte
Wie die Ohe zu ihrem Namen kam
Die
gesamte Ohe* soll einmal dem Kloster Lamspringe gehört haben.
Damals
war dieser niedrige, flache Höhenrücken noch
unbewaldet. Als vor Zeiten
dem Bodenburger Ritter von Steinberg ein Töchterchen geboren
wurde,
wünschten die Eltern für ihr Kind recht reiche Paten.
Es würde dann
wohl recht wertvolle Geschenke erhalten. Sie wandten sich daher an die
Lamspringer Nonnen mit der Bitte, bei ihrer Tochter die Patenschaft
anzunehmen. Dazu waren die Nonnen auch gern bereit. Sie gaben als
Patengeschenk ein nordöstlich von Bodenburg, links der Lamme
gelegenes
großes Stück Ackerland. Das gehörte den
onnen, war aber von Lamspringe
aus schwer zu erreichen. Dieses Land sollte der Ritter einmal bestellen
und abernten
lassen. Der Erlös dieser Ernte sollte das Patengeschenk der
Nonnen
sein. Der Ritter bestellte das Feld aber nicht mit Korn, wie die Paten
sich gedacht hatten. Er ließ Bucheckern darauf säen.
Nach einem Jahr
kamen die Nonnen, um den Acker zu besehen, den sie jetzt wieder selbst
bestellen wollten. Sie sahen erstaunt, daß ihr Feld wohl
bestellt, aber
nicht abgeerntet war. Auf dem Felde wuchsen viele Tausend kleine
Buchenpflänzchen!
Erschreckt riefen sie \"Oo, oh, oh!\" und \"0 weh, o weh, o weh\".
Daraus entstand der Name des heranwachsenden Waldes.
* \"ohe\" wird zu \"o weh!\" oder \"o ha\" (Ausdruck des Erstaunens);
\"ohe\" kann auch aus oue = aue (die Aue) entstanden sein: Bei
Schellerten, Egenstedt gibt es solche Ohe-Berge, die am Fuß,
vorm Berg
feuchte Niederungen = Auen haben. In Wehrstedt am Schellborn und bei
den Trahnen (= Feldweg südl. des Stauwehres).
Die Nonnen wollten, wohl oder übel, ihr Wort nicht brechen und
dem
Patenkind den Wald schenken. Diese Ernte hat natürlich
Jahrzehnte auf
sich warten lassen. Ob die Nonnen inzwischen gestorben waren? Ob sie
ihr Eigentum vergessen haben?
Der Gluhschwanz
In Wehrstedt fährt der Gluhschwanz abends über die
Häuser hinweg. Vorn
hat er einen dicken, rotglühenden Kopf, an dem sich ein etwa 5
m
langer, feurig glühender Schwanz befindet. Davon hat er seinen
Namen:
Gluhschwanz. Wenn er vorbeifliegt, ist es so hell, daß man
die
Weintrauben am Weinstock der Hauswand deutlich erkennen kann.
Einmal ist der Gluhschwanz in einen Schornstein gefahren, dann wieder
am Pumpenschwengel gehangen, hat sich auf den Süll gelegt und
in der
Dachrinne gedöst, ist aus dem Uhlenloch gefahren, hat im
Uitschenpump
gelegen oder dem Müller das Mühlrad festgehalten.
Hunderte von
Schabernacks sind ihm eingefallen.
Und dann hat ihn wohl das Fernweh gepackt. Er ist die alte Frankfurter
Heerstraße bis kurz hinter die Röderhofer Buchen
gerutscht. Vorm
Egenstedter Sonnenberg ist er mitten auf dem Heerweg liegengeblieben.
Da kam zweispännig der Kutscher Johann von Marienburg herauf.
Er kam
vom Domhof zu Hildesheim und fuhr einen alten Kapuzinermönch
nach dem
Kloster Lamspringe. Es war ein alter, schwacher Mann, der keinen
Fuß
mehr vor den ändern setzen konnte.
Wie sie nun, von Marienburg kommend, den Sonnenberg heraufkamen, fingen
die Pferde zu schnauben an, gingen vorn im Geschirr hoch und wollten
nicht von der Stelle.
\"Halt man still, Johann\", sagte der Mönch, \"der Gluhschwanz
kommt!\"
Da kam er wirklich durch die Luft daher! \"Der Gluhschwanz soll
runterkommen\", flüsterte der Mönch dem Kutscher zu.
Dabei holte er
sein kleines Buch aus der Manteltasche, hob es hoch, mit dem goldenen
Kreuz nach vorn, und sprach lateinische Worte.
Die mußte der Gluhschwanz wohl verstanden haben, denn- rutsch
rutsch -
lag er wohl zehn Schritt vorm Wagen am Straßenrand. \"Nu gah
mol hin un
hale dik wat!\" sagte der Mönch. Der Kutscher sprang auch
gleich vom
Kutschbock, denn er war dreist, weil der Kapuziner bei ihm war. Sonst
hätte er wohl die Nase davongelassen. Und was sah er da?
Lauter
Klimmer-Klammer-Gold! Johann wollte schon anfangen zu grabschen. Aber
da sah ihn der Gluhschwanz mit ein Paar Augen an, daß ihm der
ganze Mut
in die Tasche fiel! Schwupp - saß er wieder auf seinem Bock,
und sie
rasten über den Burgberg und Lamspringe entgegen.
Der Gluhschwanz aber wurde seitdem nicht mehr gesehen.
De graue Keerl
Auf dem Wehrstedter Edelhof wohnten vor Jahren die Herren von Stopler
im Herrenhaus. In diesem Haus rumorte nachts der \"graue Keerl\".
Dieser kleine Hausgeist soll etwa zwei Spann groß gewesen
sein und trug
immer eine graue Mütze. Davon hat er auch seinen Namen
erhalten. Um
zehn Uhr hörte man sein Schlürfen, erst auf dem Hof
und dann, wenn er
durchs Haus schlich. Meistens dauerte es bis Mitternacht. Dann
hörte
das Rumoren auf. Die Dienstmägde beeilten sich dann immer, um
noch vor
10 Uhr zuhause zu sein. Sie wollten dem grauen Männlein nicht
begegnen.
Am lautesten spektakelte er im Gesindehaus. Das war das alte
Wächterhaus, das vorn rechts neben dem Gutseingang lag, in
Höhe der
Mühle. Oder er turnte im Mondenschein im alten Eichenbaum
neben dem
Gesindehaus. Um Mitternacht spukte und tobte er dort am lautesten. Die
Türen und Fensterläden schlug er auf. Sie standen
eine Zeitlang offen
und klappten dann wieder zu. An der Bodenluke saß er, die
Stiege
rutschte er rauf und runter, auf dem Schornstein hockte er, und
zwischen den
Geranien vorm Fenster:.
Das Spuken hörte erst auf, als dieses Fachwerkhaus auf Abbruch
an einen
Zimmermeister nach Sellenstedt verkauft wurde.Seitdem ist der kleine
graue Keerl verschwunden! Wahrscheinlich ist er mit. . .
Die weiße Frau Im Schellborn
Etwas oberhalb von Wehrstedt liegt ein paar Meter links der Lamme der
Schellbrunnen, der früher immer nur \"der Schellborn\"
hieß. Er liegt
am Waldrand der Ohe, ganz von hohen Buchen umstanden *.
Vom Schellborn erzählen sich die Leute, daß in jeder
Vollmondnacht
Punkt 12 Uhr eine weiße Jungfrau aus ihm emporsteigt. Darauf
kommt ein
schöner Jüngling und verneigt sich vor ihr. Dann
tanzen sie, bis die
Uhr eins schlägt, um dann wie ein Nebelschleier zu
verschwinden.
* Er ist kein Brunnen, sondern ein Born - eine Quelle, aus der frisches
Wasser sprudelt. Schell - hängt mit Schöll-Kraut und
Schelf-Meer,
möglicherweise auch mit Schilf zusammen.
Der Gegenzauber
Wenn in Wehrstedt das Vieh von einer Krankheit befallen wurde oder wenn
die Kühe verkalbten, wenn die Milch bei ihnen ausblieb oder
sich sonst
ein Malheur im Stall einstellte, dann war eine Hexe im Dorfe. Die
verhexte die Tiere. Man schickte in solchen Fällen nach dem
Hexenmeister in Brunkensen. Entweder kam er selbst, oder er schickte
ein schwarzes Pulver. Dies mußte in Kreuzform in einem Topf
über
glühenden Kohlen im Stalle verbrannt werden. Am anderen Morgen
war die
Milch rein. Aber ganz frei von Hexerei wurde erst der Stall, wenn der
Meister selbst nach Wehrstedt kam.
Sobald er den Hof betrat, sprangen die Stalltüren auf, und mit
einem starken Wind flog alles Böse hinaus und davon.
Der Spukestein
Auf der höchsten Stelle der Ohe steht noch heute ein
großer Grenzstein.
Er trägt Jahreszahlen und einen springenden Steinbock als
Wappen. Vor
ihm warnten die Leute, weil es dort auch am hellichten Tage spuken
sollte. Besonders die Kinder warnte man, wenn sie allein in die Ohe
wollten: Dort am Grenzstein treibt ein glühender Mann mit
einer großen
glühenden Schaufel sein Unwesen. Er packt die Kinder, bindet
sie auf
seine glühende Schaufel und schleppt sie weg.
Die Mühlenzwerge
In der Mühle trieben die Zwerge einstmals eine heillose
Wirtschaft, so
daß der Müller nicht weiterkommen konnte. Des Nacht
kamen sie in die
Mühle, jagten und balgten sich, machten Lärm, der das
Klappern der
Mühle und das Brausen der Räder überbot,
neckten die Knappen, rissen
die Säcke auf, streuten Korn und Mehl umher, daß sie
durch den Dampf
und Staub einander selbst nicht sehen konnten. Hatte der Knappe den
Mahlkasten eben vollgeschüttet und nickte ein
bißchen ein, flugs
klingelte das Glöckchen, und wenn der Knappe auffuhr und
nachsah, so
war das Korn noch nicht halb durchgelaufen. So hörten dann die
Knappen
die Glocken klingeln und dachten: \"Das ist wieder ein Schabernack\",
und gingen nicht, um Korn aufzuschütten, und die Steine rieben
sich
selbst ab. - Die ewigen Possen wurden dem Müller zu bunt, und
um zu
sichern, was er sichern könne, ließ er Korn und Mehl
in eine\' Scheune
bringen und glaubte nun sicher zu sein. Aber jawohl! Am ersten Morgen
lag Korn und Mehl auch in der Scheune durcheinander, und so wurde, Weil
die neue Einrichtung auch ungelegen war, lles wieder in den alten Stand
gebracht; die Zwerge spektakelten nach wie vor wieder in der
Mühle, und
der Müller mußte sich in Geduld schicken. Da kamen
eines Abends
Bärenzieher zu dem einsamen Hause und baten um ein Nachtlager.
Der
Müller bewilligte ihnen die Bitte, und die
Bärenführer legten sich,
weil gerade kein besserer Platz da war, mit ihren Bären in der
Mühle
nieder. In der Nacht kamen die Zwerge wieder, jagten und balgten sich,
streuten Korn, Mehl und Säcke umher, sprangen auf die
Bären und wälzten
sich vor \"Wähltagen\". Aber sie kamen schön an. Die
Bären ließen sich
das Springen einmal gefallen, aber als es nicht nachließ,
schnappten
sie ein paar von den kleinen Kerlen und schluckten sie über.
Da konnten
die ändern Beine machen, und im Umsehen waren sie zur
Mühle hinaus.
Lange Zeit ließ sich kein Zwerg wieder spüren, aber
nachher kam
einstmals ein solch kleiner Kerl wieder, steckte den Kopf durch die
Tür
und fragte, ob sie noch von den Katzen hätten. \"Von den
Katzen?\"
fragte der Müller, \"o ja\", die hätte er noch, ob
sie eine haben
wollten? \"Ja nicht!\" rief der Zwerg, lief davon, und seitdem war die
Mühle von den Ruhestörern befreit.
Wie die Lamme entsprang
Diese Sage stammt zwar nicht aus unserem Dorf, ist aber durch den
Lammelauf mit Wehrstedt verbunden. Übrigens ist auch diese
Sage in
verschiedenen Fassungen erhalten geblieben. Zwei davon werden zum
Vergleich hier wiedergegeben:
Die
Lammequelle im Klostergarten Lamspringe
Dat Lamm un dat Water
Vor vielen hundert Jahren stund da, wue huite Lamspringe liggt, ein
Nonnenkloster, in dene fromme Swestern wuenen. Dei keimen einmal in
greote Angest, denn et harre al lange, lange nich eregent. Dei Hitze
und Droignisse was sau slimm, dat kein Borm mäier Water gaff
un dei
Blaumen un dat Veih un dei Minschen an Verdösten
wüeren. Dat gung der
einen frommen Swester tau Harten, un äs sei einmal in Gaarn
was un
seien moßte, dat alles verdroige, deo feile sei in dei Kneie
un fong an
tau beän un tau wäinen un pliene den leiwen Gott, dat
hei doch Water
schicken solle.
Es sei wier upstund, deo foing dat lüttje Lamm, das sei
uppetuegen
harre un dat jürnmer hinder üer anleip, an tau
springen un tau kratzen.
Un up einmal Sprung dat Water ut der lere. Dat Lamm harre ne Quelle
leosekratzet und dei was sau stark, dat glöik ne
düchtige Bieke fluet.
Niu harren dei Swestern Water de Masse.
Den nöien Borm aver leiten sei mit ner Miuern infaten un dails
uever-wölwen. Vorn is ein Stein innemiuert, up dene taun
Andenken an
dat Wunder ein Lamm avvebildet is.
Dei Stie aver noimen sei Lamspringe.
Die Lamme-Quelle
Vor uralten Zeiten stand auf der Stelle, wo später das
Lamspringer
Mönchskloster erbaut wurde, ein Nonnenkloster. Einst kamen die
frommen
Schwestern durch eine Dürre in große Not, weil
für Menschen, Tiere und
Pflanzen nicht ausreichend Wasser beschafft werden konnte. Dieser
Jammer schnitt einer Schwester tief in die Seele, sie warf sich im
Klostergarten auf die Knie nieder und flehte zu Gott, der Trockenheit
ein Ende zu machen. Kaum hatte die Nonne das Gebet vollendet, als ihr
Blick auf das selbstgezogene Lämmchen fiel, das ihr
überallhin zu
folgen pflegte. Es scharrte eifrig den Boden, und plötzlich
entsprang
der Stelle ein kräftiger, klarer Quell. Da ward der Not
für immer ein
Ende, und noch bis auf den heutigen Tag
sprudelt er dort als Ursprung des Baches, der den Namen Lamme
führt.
Zur Erinnerung an das Wunder wurde der Brunnen
überwölbt, und das Bild
des Lämmchens ziert noch heute einen der bemoosten Steine des
Brunnens.
Kothof Nr.4
Christian Gerbes
Kothof Nr.1,
Müller Heinrich Baake
Kothof Nr.
25, Fritz Jordan
Das alte
Hirtenhaus am Uitschenpump, Nr.23, Heinrich und Ernst Mahnkop
Statistik von 1961
Die letzte amtliche Statistik sagt 1961 über Wehrstedt
folgendes aus:
Bevölkerung: 673
davon 8 in der Landwirtschaft
60 im produzierenden Gewerbe
178 Rentner u.ä.
81,7% evangelisch
16,7% katholisch
Es wählten:
117 CDU
287 SPD
37 FDP
68 GDP
2 Übrige
Erwerbstätig sind: 409 Personen,
davon 150 weibliche Personen
9,3% Selbständige
11,5 % mithelfende Familienangehörige
11,5% Beamte,Angestellte
60,4% Arbeiter
Davon arbeiten 65 °/o außerhalb, 22 °/o am
Ort
Die landwirtschaftlichen Betriebe: 34 mit 225,57 ha
Nutzfläche,
davon 14 Betriebe bis 8 Morgen
4 Betriebe bis 20 Morgen
6 Betriebe bis 40 Morgen
10 Betriebe bis 80 Morgen
Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche waren:
76,6 % Ackerland
8,0% Gärten
15,4% Weiden
Viehbestand:
24 Pferde
216 Rindvieh (davon 100 Milchkühe)
317 Schweine (davon 9 Sauen)
7 Schafe
895 Stück Geflügel
Forstfläche: 170,2 ha (= 37 % der Wehrstedter
Bodenfläche)
davon 91,8% Staatsforsten
8,2 % Privat- und Gemeinschaftsforsten
Von den 170,2 ha Forsten sind 92,2 % mit Laubholz, 7,8 % mit Nadelholz
bestanden.
Wohngebäude: 133,
davon vor dem 1.Weltkrieg erbaut: 87
vor dem 2. Weltkrieg erbaut: 19
nach der Währungsreform (1948) erbaut: 27
Betriebsstätten in Wehrstedt waren:
im Handwerk: 7
im Baugewerbe:1
im Handel:8
im verarbeitenden Gewerbe:7
in der Landwirtschaft:24
Zeitleiste
ca. 600 Wahrscheinliche Gründung des Dorfes Werstat
1207 Bau einer Kapelle
1210 Wehrstedt fällt als Lehen an das Andreasstift
1217 Bruno Rode als Kreuzfahrer ins Heilige Land
1329 Heinrich von Steinberg wird mit Wehrstedt belehnt
1379 Lampe z. Wehrstedt in Hildesheimer Diensten
1422 Tidexen zerstört
1512 Harmen Koster gießt die Wehrstedter Friedensglocke
1519 Hans von Steinberg nimmt bei Soltau den Braunschweiger Herzog
gefangen
1521 Christoph v. Steinberg bringt Martin Luther zur Wartburg
1524 Die Mühle erbaut
1542 Wehrstedt wird evangelisch
1553 Christoph v. Steinberg erhält 5000 Taler
Entschädigung
1570 Das Gut kommt an die Familie v. Stopler
1604 Der Krug erbaut (späteres Forsthaus)
1625/26 Tilly und Wallenstein in der Gegend
1632 ebenfalls
1694 Salzdetfurth brennt nieder
1704/05/09 Einbrüche in die Kirche
1716 Kirche wird erneuert
1738 Das große Hochwasser
1816 Leopold v. Stopler stirbt. Das Gut wird von der Klosterkammer
erworben
1843 Ablösung der Meiergefälle
1851 Wehrstedt ist Grenzdorf
1856 Die Dietrichs nach Amerika
1868 Schule erbaut
1869 Verkoppelung ; Auflösung derAllmende
1870/71 Deutsch-Französischer Krieg
1878/79 Das Gut wird verkauft
ca. 1900 Bergmannsfamilien kommen nach Wehrstedt
1910 Eiche an der Schmiede gepflanzt
1914/18 1.Weltkrieg; 17 Wehrstedter gefallen
1939/45 2. Weltkrieg; 19 Gefallene und 13 Vermißte
1946 Ostdeutsche Heimatvertriebene finden eine neue Heimat
1962 Neue Schule erbaut
1974 Am 1.4. kommt Wehrstedt zu Bad Salzdetfurth
Territoriale Zugehörigkeit
Wehrstedt gehörte von . . . bis . . . zum . ..:
-1182 Flenithigau
1182 - 1359 Bistum Hildesheim (Grafschaft Winzenburg)
1359 -1519 Fürstbistum Hildesheim
1523 -1643 Welfisches Fürstentum Wolfenbüttel
(Herzogtum Braunschweig)
1643 -1803 Fürstbistum Hildesheim
1803 -1807 Königreich Preußen
1807 -1813 Königreich Westfalen
1815 -1866 Königreich Hannover (Amt Bockenem)
1866 -1918 Königreich Preußen (Provinz Hannover) (ab
1885 Krs. Marienburg i. Hann.)
1918 -1945 Deutschland (Provinz Hannover)
1945 - Bundesrepublik Deutschland (Land Niedersachsen)
Literaturverzeichnis
Peter Bardehle: Kopfsteuerbeschreibung des Hochstifts Hildesheim von
1664, 1976. - Kirchenakten der evang. Kirche zu Wehrstedt.
W. Barner: Ur- und Frühgeschichte, Alfeld 1957.
Joachim Barward: Lauenstein, Diplomatische Historie des Bistum
Hildesheim, Hildesheim 1740.
Q. Bischoff: Praktische Geologie, 1961. Gerh. Blankenburg: Aus der
Bültumer Chronik, 1965. Hermann Blume: Beiträge zur
Geschichte des
Altkreises Marienburg, Hildesheim 1958.
- Sagen und Erzählungen aus dem Hildesheimer Land, Hilldesheim
1968.
- Rezeßbuch über die Verkoppelung der Feldmark von
Wehrstedt - 1869
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- Vereinschronik der VTTC \"Wespe\", 1973.
Joh. Gottl. Daniel Cordes: Flurnamen des Ortes Wehrstedt, im Archiv der
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-Niedersächsisches Wörterbuch Göttingen.
- Chronik der Schule zu Wehrstedt.
W. Deders: Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte des 14. u. 15.
Jahrhunderts Göttingen 1964.
Dr. Herrn. Dürre: Das Geschlecht von Walmoden,
Wolfenbüttel 1892.
Wilhelm Evers: Der Landkreis Hildesheim-Marienburg, in: Die Landkreise
in Niedersachsen, Bd.21.
- Die Wüstungen des Hildesheimer Landes, in: Neues Archiv, Jg.
15, 1950.
Fritz Garbe: 750 Jahre Kirche Wehrstedt. Aus der Festschrift der
Kirchengemeinde Wehrstedt,8-15. Dez. 1957.
Adolf Lüntzel: Die bäuerlichen Lasten im
Fürstentum Hildesheim, 1830.
W. Hartmann: Der Bürgermeister, 1956.
D.G.Hassel: Statist. Repertorium über das Königreich
Westfalen. Braunschweig 1813.
Dr. H. v. Jan: Alt-Hildesheim, Heft 39, Lax 1968.
K. Kanicke u. H. Hogeweg Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und
seiner Bischöfe.
Klages Klump: Düt un Dat-in Hoch un Platt, 1950. Unser
Hildesheimer Land, III. Band, 1979.
Bruno Koch: Bodenburg im Wandel der Jahrhunderte. 1956.
J. B.Lauenstein: Diplomatische Historie des Bistums Hildesheim,
Hildesheim 1740. Kosmographie 1598, in Hirschgraben-Lesereihe, 1965.
Karl Seifart: Sagen,Märchen, Schwanke, Hildesheim 1914.
Carl Wolff: Die Denkmäler der Provinz Hannover,
Regierungsbezirk Hildesheim II, der Kreis Marienburg, 1910.
Siebmachers Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 11, Nürnberg 1855.
Friedrich
Zirkler: Unser Werk in Vergangenheit und Gegenwart, B. S. 1973.
2 Reproduktionen von Peter Windszus.
Diese Chronik entstand auf Anregung des Ortsbürgermeisters G.
Stürmer und im Auftrage des Wehrstedter Ortsrates.
Erarbeitet und zusammengestellt wurde sie von Hauptlehrer Heinz
Hofmann. Ihm halfen die Ausschußmitglieder Wolfgang Aniol,
Lothar
Grosche, Josef Lüke.
Viele, besonders ältere Mitbürger konnten sich noch
an Geschehnisse vergangener Tage erinnern, oder sie stellten
Bildmaterial, Urkunden, Schriftstücke oder auch \"nur ihr
Gedächtnis\" zur Verfügung.
Ihnen allen sei herzlich gedankt.
Ein besonderer Dank aber gilt der ehemaligen Wehrstedterin und jetzigen
Studentin der Geschichte, Christina Hofmann, die die archivalischen,
wissenschaftlichen und redaktonellen Vorarbeiten für diese
Chronik
erbrachte.
Wehrstedt, im Januar 1980 |