Heimatverein Wehrstedt e.V.
Die Chronik
Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5



Der Männergesangverein

Im Jahre 1887 gründeten etwa 20 sangesfreudige Männer den MGV Wehrstedt. Es waren:
Chr. Bolm
K. Brinkmann
H. Büsig
K. Borchers
H. Crome
F. Emmermann
H. Fischer
H. Grebe (Zuckerkocher)
H. Grebe (Gastwirt)
H. Greke
H. Gerbes
H. Habenicht
K. Jordan
K. Jordan
Fr. Kopperschmidt
K. Lüke
H. Leinemann
K. Mahnkopp
Chr. Ohms
H. Philipps
H. Pinkepank
H. Schillg
H. Stein
K. Vosshage

Den Schafmeister Friedr. Emmermann wählten sie zu Ihrem Vereinspräsidenten. Ihre Singabende hielten sie in der Schule ab. Unter Leitung des Dirigenten Gröling wurde im Klassenzimmer fleißig geübt, wintertags beim Scheine zweier Petroleumlampen. Nach zwei Jahren wurde 1889 das Können auf dem ersten Vereinsfest gezeigt. Auf ihm
wurde auch die erste Fahne geweiht. Das Fest war ein voller Erfolg, die Mitgliederzahl stieg. Obwohl auch in der Schule Bier und Branntwein, Tabak und Priem schmeckten, zog man zwei Jahre später mit 24 aktiven Sängern in die Gastwirtschaft Borchers. Sie wechselte oft Namen und Besitzer (Borchers, Kaufel, Wolf,Salge, Bierwirth, Werth), aber sie blieb bis 1949 immer Vereinslokal.

Trotz des steten Wechsels der Dirigenten und der Vereinswirte blieb der Verein unter dem Namen MGV Hoffnung von 1887\" erhalten. Schon im Gründungsjahr wurde er ins Vereinsregister des Amtes Bockenem eingetragen, nachdem die Statuten vom Landrat genehmigt worden waren.
Ab 1914 ruhte dann das Vereinsleben, weil die meisten Sänger \"ins Feld zogen\". Erst 1920 kamen wieder 44 Sänger zusammen, unter der Stabführung von August Weber aus Bodenburg. 1932 übernahm der hiesige Schulleiter August Nienstedt das Dirigentenamt.
Während des 2. Weltkrieges fand dann kein Singen statt. Aber im November 1949 brachte der frühere 1. Vorsitzende Heinr. Gerbes wieder 60 aktive und passive Mitglieder zusammen. Seitdem ist der MGV rege am kulturellen Leben des Dorfes beteiligt.
Er beteiligt sich beim Lammetalsingen,beim Schulfest, beim Maisingen im Walde, bei der Adventsfeier für ältere Einwohner, beim Volkstrauertag. Er feiert aber auch Jubiläumsfeste (1907, 1958, 1963, 1968) und gibt Konzerte in Raschkes Saal.

Dirigenten:

1887-1889 Gröling, Lehrer in Wehrstedt
1889 Bothfeld, Musiker aus Bad Salzdetfurth
1890 Meißner, Musiker aus Bad Salzdetfurth
1890-1914 Knoke, Musiker auf Bad Salzdetfurth
1914-1920
1920-1932 Aug. Weber, Musiker aus Bodenburg
1932-1937 Aug. Nienstedt, Lehrer in Wehrstedt
1937-1949
1949-1957 Aug. Nienstedt, Lehrer in Wehrstedt
1957-1971 Wilh. Deiters, Konrektor in Bad Salzdetfurth
1971- H. Sandvoß

Vereinspräsidenten bzw. 1. Vorsitzende:

1887 -1906 Friedr. Emmermann, Schafmeister
1907 -1925 Heinrich Gerbes, Schuhmachermeister
1925 -1933 Heinr. Mahnkopp, Bürgermeister
1933 -1937 Friedr. Brinkmann, Maurerpolier
1949 -1950 Friedr. Oppermann, Haumeister
1950 -1962 Heinr. Habenicht, Kaufmann
1962- Alfr.Kopperschmidt, Maurermeister

Sängerfest 1889


Die Freiwillige Feuerwehr Wehrstedt

Gegründet wurde die Freiwillige Feuerwehr 1901, aber ein Protokollbuch wurde erst 1904 eingerichtet. Von der
Gründungsversammlung 1901 ist nur noch bekannt, daß 55 Mitglieder anwesend waren. Noch im selben Jahr wurde die alte Spritze abgegeben und eine neue zum Preis von 1600 Mark angeschafft.


\"Mit Gott !\" mit diesen beiden vielsagenden Worten beginnt die erste Seite des Protokollbuches. Am 17. April 1904 wurde eine erste Generalversammlung protokolliert, auf der der Müller Emil Moritz mit 44 Stimmen in geheimer Wahl zum ersten Feuerwehrhauptmann gewählt wurde. Zugführer wurden Heinrich Brunotte, Heinrich Fischer und Heinrich Philipps, Schriftführer wurde Heinrich Crome.

Von der militärischen Strenge in jener Zeit ist folgendes nachzulesen: Ein Feuerwehrmann nimmt unentschuldigt nicht am Fest in Groß Ilde teil. Er muß eine Strafe von 1,00 Mark \"berappen\". Weil er sich weigerte zu zahlen, wurde das Jahr darauf die Strafsumme vom Ehrengericht auf 2,00 Mark heraufgesetzt. Auch zu dieser Zahlung konnte er sich nicht entschließen. Da wurde er ausgeschlossen. Seinen, z.T. selbstbezahlten Feuerwehrrock mußte er zurückgeben, ohne eine Vergütung dafür zu erhalten. (Andre Zeiten, andre Sitten l)

Aber auch die Fröhlichkeit kam in der Freiwilligen Feuerwehr nicht zu kurz. In einem der ersten Jahre wurden auf der Jahreshauptversammlung, zum Schlusse 50 Liter Bier gemeinsam vertrunken, welche aus der Kasse bezahlet werden sollen\".
(Warum auch nicht!)

Auch Tanzvergnügen fanden statt. Das erste am Weihnachtsfeiertag 1904 auf dem Borcherschen Tanzboden. Dafür wurden die Monatsbeiträge für Juli bis Dezember 1904 um 20 Pfennig angehoben.
Der erste Hornist der Feuerwehr war Wilhelm Keunecke, der 1906 von Heinrich Philipps abgelöst wurde.
1910 wurde dann unter dem Feuerwehrhauptmann Heinrich Leinemann eine eigene Musikgruppe gebildet, 3 Flöten und 3 Trommeln wurden angeschafft. Ein \"Tambour\" H. Ohmes (Lehrer in Salzdetfurth) unterrichtete für 1,50 Mark pro Abend.

Mit der alten Hand-Feuerwehrspritze wurden jährlich bis zu 10 Übungen durchgeführt. Die Wehr war immer einsatzbereit. Aber von ernsthaften Brandfällen berichtet das Protokollbuch fast nichts.

Freiwillige Feuerwehr 1926

Aus den letzten 100 Jahren sind noch folgende Brände bekannt:
29.4.1885
Wohnhaus, Stall und Scheune des Christian Ohms (Nr. 7) brennen nieder (Blitzschlag)
18.6.1886
Scheune und Stall des Anbauern Jacob Schrader (Nr. 51) brennen ab.
4.6.1921
Stall und Scheune des Landwirts Jordan (Nr. 30) brennen.
17.8.1921
Wohnhaus und Scheune des Anbauern August Gerbes (Nr. 5) brennen.
31.12.1935
Scheunenbrand bei J. Chr. Achtermann (Nr. 54).
8.9.1954
Scheunenbrand durch Blitzschlag bei Bauer Heinrich Crome (Nr. 20).


Von jenem tragischen Ereignis bei August Gerbes wissen heute noch die Nachbarn schmunzelnd zu berichten:
Weil der Brand sich aus Scheune und Stall gefährlich auszubreiten drohte, die Flammen eilten fast an Christian Gerbes Haus (Nr. 4) -wurde auch die FF Salzdetfurth und Östrum alarmiert. Die schnellste war die Wehr aus Östrum, die auch als erste Wasser pumpte und Wohnhaus und Nachbars Haus rettete, während die anderen beiden Wehren nicht zum Spritzen kamen, weil die 2 Hauptmänner sich stritten, wer wohl das Kommando habe.

Die Inflationszeit wird auch in den Protokollbüchern erkennbar. 1912 betrug der Kassenbestand am Jahresende 4,25 M, 1913 waren es 3,34 M. Nach dem I.Weltkrieg wurde der Monatsbeitrag auf monatlich 25 Pfg. herausgesetzt. 1923 betrug die zu zahlende Strafe 10 000 M.

Im Jahre 1951 erst erhält die Wehr eine TS 8 (Tragkraftspritze) für 5404,00 DM. Darauf wurde der \"Handbetrieb\" abgeschafft. 1965 wird der Wehr von der Gemeinde ein neues Löschfahrzeug (LF 8) gekauft.
Am 26.1.1974 wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet. 19 Jugendliche sind aufgenommen worden. Bereits im Gründungsjahr erzielte sie bei Wettkämpfen einige Preise. Ihr wurde vom Ortsbürgermeister ein Wimpel überreicht. Ein Jahr später erhält sie einen eigenen Ausbildungsraum im Gemeindehaus.

Feuerwehr-Hauptmann bzw. Wehrführerwaren:
1901-1909 Mühlenbesitzer Emil Moritz
1909-1913 Landwirt Heinrich Leinemann
1913-1927 Landwirt Heinrich Fischer
1927-1948 Landwirt Christel Philipps
1948-1959 Landwirt Karl Mahnkopp
1959-1978 Zimmerpolier Otto Jörren
1978- Bergmann Gerhard Rössing

Freiwillige Feuerwehr, 1951

Die Feuerwehr-Kapelle


Mit Recht wird das Jahr 1935 als Gründungsjahr der Wehrstedter Kapelle angegeben. Doch hat diese Kapelle einen \"Vorläufer\" gehabt, der als Posaunenchor gegründet wurde. Die Chronik vermerkt dazu: Zu Fastnacht 1896 wurde hier im Orte ein kirchlicher Posaunenchor gegründet. Es traten bei:
Karl Lücke
Schneider Karl Mahnkopp
Heinrich Schillig
Karl Brinkmann
Heinrich Crome
Zuckerkocher H. Grebe und Lehrer G. Steinborn, welcher die Leitung übernahm.

Die Instrumente und Noten wurden von den lieben Gründern selbst bezahlt. 320 M waren zu zahlen, wozu der evang. Verein Hannover 130 M spendete und Herr Pastor Wachsmuth 42 M. 15 M hatte jedes Mitglied als Eintritt zu zahlen - der restliche Betrag wurde \"abgestottert\". Geübt wurde auf Borchers\' Saal.

Noch im Gründungsjahr 1896 wurde ein sehr gut besuchtes Posaunenfest im Ziegenberg mit zwei befreundeten
Posaunenchören gefeiert. Noch zwei weitere Posaunenfeste sind in der Chronik vermerkt, und bei vielen Festen, Feiern und kirchlichen Veranstaltungen, bei Fackelzügen u. ä. hat der Posaunenchor aufgespielt. 1913 ist der Posaunenchor das letzte Mal erwähnt. Dann hat wohl auch er während des I.Weltkrieges sein Wirken einstellen müssen. Nach dem Krieg, in der Inflationszeit und bis 1930 hat der Posaunenchor dann wieder musiziert, auch bei Feiern, Jubiläen und kirchlichen Festen. Weil kein Mitglied mehr wußte, wem nun welches Instrument gehört, wurden 1935 alle Instrumente der neugegründeten Feuerwehr-Kapelle unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dafür gestaltet sie an kirchlichen Feiertagen unentgeltlich die Gottesdienste musikalisch aus - bis heute.
Das Jahr 1935 brachte für die Wehrstedter Blasmusiker einen neuen Anfang. Elf begeisterte Freunde der Blasmusik fandensich am 1. Oktober 1935 zusammen, um die \"Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Wehrstedt\" zu gründen. Sie waren durchschnittlich um die 30 Jahre alt und übten wöchentlich einen Abend in der Gastwirtschaft Karl Wolf. Vom ehemaligen Posaunenchor übernahmen sie 4 Flügelhörner, 2 Tenorhörner, 1 Posaune und 1 Baß. Dann wurden von den Geldspenden einer Sammlung im Dorf 1 Schlagzeug, 2 Trompeten, 2 Alt-hörner, 1 Piston, 1 Tenorhorn und eine kleine Trommel dazugekauft.

Der Kreis der elf Gründungsmitglieder:
Fritz Hoppe, Heinr. Crome, Karl Vespermann, Adolf Hoffmann, Walter Schünemann, Wilhelm Wißmann, Heinrich Rössig, Paul Thieme, Hermann Stein, Fritz Haupt und Heinrich Huwald. Dieser Kreis vergrößerte sich in den nächsten drei Jahren um Karl Hoffmann und Hermann Denecke.
Unter der Stabführung von Heinrich Huwald, Bockenem, musizierten die Kapellenmitglieder bis 1939, stellten dann notgedrungen ihre Tätigkeit ein, um sich 1945 erst wieder zusammenzufinden.
Im Leben der Dorfgemeinschaft war \"die Kapelle\" nicht mehr wegzudenken. Sie musizierte alljährlich bei Tanzvergnügen in den Gastwirtschaften Karl Wolf und Heinrich Kopperschmidt, brachte Ständchen zu Hochzeiten und Silberhochzeiten, blies bei Fastnachtsfeiern, beim Umzug am I.Mai, beim Maibaum-Aufstellen und gab im Ziegenberg \"Himmelfahrtskonzerte\". Auch bei Umzügen in den Nachbarorten wirkte sie mit. Seit den 50er Jahren spielte sie auch in Wehrstedt und in der Nachbarschaft zu Tanzvergnügen auf. Auch bei auswärtigen Stiftungsfesten, Feuerwehrfesten usw. war sie dabei. Aber auch zu anderen Anlässen wurde in Wehrstedt geblasen: Am Ehrenmal der Gefallenen, zur Erntedankfeier, bei Festgottesdiensten und bei Beerdigungen.
Seit 1955 spielt sie \"im Salze\" zusamen mit dem dortigen Spielmannszug zum Burgberg-Turnfest auf. Als die
Kirchengemeinde Wehrstedt 1957 vom 8.12. bis 15.12. das 750jährige Bestehen feierte, war die Kapelle beim Turmblasen, Mitwirken im Gottesdiest und bei anderen Veranstaltugen dabei. Seit den 60er Jahre spielt die Kapelle auch zunehmend bei Umzügen der Kapellen-, Feuerwehr- und Schützenfeste, alljährlich auch bei Martins- und Fronleichnamsumzügen der kath. Kirchengemeinde.
Sie wirkte besonders aktiv mit beim Zeltfest 1960, anläßlich des 25-jährigen Bestehens der Kapelle (21 Kapellen und Musikzüge marschierten im Festzug durchs Dorf!), bei Festen des Gesangvereins und bei Veranstaltungen des Sportvereins (Generalversammlung, Platzeinweihung, Waldlaufmeisterschaften, Pfingstturniere . . .)
Charakteristisch für die Einstellung der Wehrstedter Blasmusiker und ihre Stellung in der Dorfgemeinschaft sind folgende vier Tatsachen:
Seit 1965 musizieren sie zu jedem Schulfest unentgeltlich zum Umzug durchs Dorf, geben ein Platzkonzert am Nachmittag auf dem Schulhof, führen den abendlichen Fackelumzug der Kinder durchs Dorf und spielen am Lagerfeuer.
Außerdem halten sie den alten Brauch des \"Würstesammeins\" wach, denn sie blasen zur Fastnacht im gesamten Dorf, sammeln Würste oder Geldspenden ein und spielen zum anschließenden Fastnachtsvergnügen \"im Kruge\" auf.
Auch zum traditionellen Osterfeuer spielt die Kapelle alljährlich auf, und seit den 70er Jahren auch zur adventlichen \"Altenfeier\", zur Weihnachtsfeier für die Senioren des Dorfes.

Die Kapelle hat ca. 24 Aktive und wurde dirigiert von
1935 - 1954 Heinrich Huwald, Bockenem
1955 - 1960 Paul Meißner, Bad Salzdetfurth
1960 - 1963 Paul Fischer, Bockenem
1963 - 1971 Erwin Schubert, Nette
1971 - Udo Mahnkopf, Wehrstedt


Der Tischtennis-Verein


Ein Wehrstedter erinnert sich an \"Die Micky-Mäuse von Wehrstedt\"
Mit dem Flüchtlingsstrom kam auch eine Familie Namens Süßmann nach Wehrstedt. Was Onkel Willi und Tante Lottchen in den schweren Nachkriegsjahren in Wehrstedt in sportlicher Hinsicht auf die Beine stellten, sucht heute noch seinesgleichen. In unnachahmlicher Weise gelang es ihnen, unser ganzes Dorf in einen Tischtennisrausch zu versetzen. Die Jugendlichen trafen sich gewöhnlich auf dem Krügerhof. Unter freiem Himmel oder im \"Alten Haus\" spielten sie mit zwanzig und mehr um eine alte Platte herum \"chinesisch\". Dieses Gemeinschaftsspiel im wahrsten Sinne des Wortes ermöglichte es jedem, der mit selbst angefertigtem Schläger oder mit Mutters Schinkenbrett auftauchte, wenigstens einige Male den Celluloidball zu berühren.
Schnell kristallisierten sich Talente heraus, an der Spitze die Töchter und Söhne des Tennisvaters.
Als man 1948 daranging, einen Verein zu gründen, war die Frage eines Vereinstrikots schnell beantwortet. Auf gelber Seide hatte Inge S. kunstvoll in schwarzer Farbe Micky-Mäuse abgebildet. Sie zierten bald die lila Hemden, die in der Folgezeit in weitem Umkreis bekannt werden sollten.
Da nahezu jeder Jugendliche und jedes schulpflichtige Kind vom Tischtennisfieber \"befallen\" war, konnten bald mehrere Mannschaften gemeldet und in Punktspiele geschickt werden. Mit geschmückten Fahrrädern wurden die Wege zu den Wettkampfstätten zurückgelegt In der Anfangsphase, als noch nicht jeder ein Fahrrad hatte, wurden die tollsten Ideen geboren. Mußten zwei Herrenmannschaften los, so kamen gewöhnlich nur 6 Fahrräder zusammen. Entweder wurden diese doppelt belegt, oder die eine Hälfte fuhr zwei Kilometer, ließ die Räder an einem Baum stehen und ging zu Fuß weiter. Die Nachhut übernahm dann die Fahrräder, überholte die erste, jetzt Fußgängergruppe, um nach einer bestimmten Strecke wiederum die Räder zur weiteren Verfügung am Straßenrand zu deponieren. Es war ein großartiger Idealismus, der außergewöhnliche Leistungen möglich machte. In ganz Norddeutschland waren die Tischtennis-Micky-Mäuse bekannt, nur wußten die Spielpartner oft nicht, wo Wehrstedt auf der Landkarte zu finden war. Bei Punktspielen auf \"Kreugers Saal\" kamen die Hannoveraner, Hamburger, Berliner dann vollends ins Staunen. Solch einen Enthusiasmus hatten sie noch nie erlebt. Zu Wochenendturnieren fuhr man bis zu 200 km mit dem Fahrrad, so z. B.
nach Oldenburg, um mit Siegestrophäen zurückzukehren. Von einem Jugendturnier in Hannover, das auf Landesebene ausgetragen wurde, kamen von 130 Teilnehmern unsere Wehrstedter Roland, Heiner und Seppel als die drei Besten zurück.
Man schaffte es bis zu Landesmeisterschaften, Deutsche- und sogar Europameisterschaften. Der Aufstieg in die Oberliga wurde nur knapp verfehlt. Der Spielbetrieb hatte schließlich Dimensionen angenommen, die auf dem Saal von unserem Kreuger, der Platz nur für zwei Platten bot, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte . . .
1956 kam es dann zur Geburtsstunde des VTTC Wespe Bad Salzdetfurth-Wehrstedt. Von nun an wurde gemeinsam gekämpft. Der Spielbetrieb konnte beträchtlich ausgebaut werden. Man kämpfte und feierte in Eintracht, von der alten Zeit aber mußte Abschied genommen werden. Die Zeiten hatten sich geändert, Friedel Gerbes fuhr nicht mehr mit seinem dreirädrigen TEMPO, überladen mit Mannschaftskameraden. Auch wurden die originalen und originellen Familienfeiern der großen Tischtennisfamilie weniger, die von den Tischtenniseltern Willi und Lottchen Süßmann so trefflich organisiert worden waren.
Der Tischtennis lebt weiter. Darüber hinaus aber hat die \"Ära Süßmann\" Maßstäbe gesetzt und einen Weg beschritten, der auch bei den Bemühungen um einen Sportverein im Jahre 1965 Idee und Leitmotiv für die neue Sportfamilie des SV Wehrstedt werden sollte!




SV Wehrstedt 65 e. V.



Im Jahre 1965 kam von den Wehrstedter Jugendlichen, die schon teilweise Mitglieder in Sportvereinen der Nachbargemeinden Bodenburg und Bad Salzdetfurth waren, und auch aus Teilen der älteren Bevölkerung der Wunsch auf, in Wehrstedt einen Sportverein zu gründen.
So traf man sich vorerst zu Gesprächen in einem kleinen Gremium, das dann zur Gründungsversammlung am 11.9.1965 in die Gaststätte Raschke einlud.
Zu dieser Versammlung konnte der als I.Vorsitzende kommissarisch eingesetzte Hauptlehrer Heinz Hofmann 75 Personen begrüßen, die noch an diesem Abend Mitglieder des Vereins wurden. Außerdem waren alle Herren des Gemeinderates sowie der Vertreter des Landkreises, Kreissportlehrer Mahlendorf, zugegen.
Heinz Hofmann erläuterte zunächst Zweck und Absicht des Vereins, der insbesondere Leichtathletik, Fußball und Turnen betreiben und den Sport in seiner Gesamtheit fördern und auszuweiten gedenke. Er erstrebe durch Leibesübungen und Jugendpflege die sittliche Ertüchtigung seiner Mitglieder.
Die ersten durchgeführten Vorstandswahlen ergaben folgendes Bild:
1. Vorsitzender: Heinz Hofmann
2. Vorsitzende: W. Raschke, W. Büsse
Kassenwart: R. Karmrodt
Schrift- und Pressewart: G. Stürmer
Jugendleiter: M. u. P. Steffen
Frauenwartin: I. Hackenberg
Zunächst wurden die vorher aufgestellten Satzungen verlesen und von der Versammlung gebilligt. Man beschloß, den Verein als Mitglied des Landessportbundes Niedersachsen, des Nds. Fußballverbandes und des Turngaues Hildesheim anzumelden.
Außerdem sollte die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Bockenem vorgenommen werden. Somit war die Grundlage für die Aufnahme des Sportbetriebes geschaffen.

Schon im ersten Jahr nach der Vereinsgründung konnten den Zeitungeneinige sportliche Aktivitäten entnommen werden. Z. B. Teilnahme an verschiedenen Leichtathletikwettkämpfen, Durchführung eines Schwimmlehrgangs, den Aufbau der Fußballabteilung, eine Winterwanderung und für die Jugendlichen ein Karnevalsvergnügen. Außerdem konnten die ersten sechs Sportabzeichen verliehen werden. Als Höhepunkt mußte die Ausrichtung der Leichtathletikveranstaltung \"Waldlauf rund um den Schellbrunnen\" angesehen werden. Das waren Ausscheidungs-Wettkämpfe des Leichtathletik-Kreisverbandes.
Ende der 60er Jahre lag zunächst die Sparte Leichtathletik \"ganz vorn\", besonders die Schüler/innen und Jugendlichen. Sie belegten in der Vereinswertung des Kreisverbandes einen 3. Platz. 1966 belegten sie in einem Hallen-Vergleichskampf \"Berlin - Hannover- Hildesheim -Bad Salzdetfurth - Wehrstedt\" einen beachtlichen 2. Platz. Im dritten Jahr des Bestehens wurden bereits 22 Sportabzeichen verliehen. Wehrstedt stellte zwei Kreismeister. 1969 wurden 34 Sportabzeichen, 7 Mehrkampfabzeichen und 15 Schwimmabzeichen verliehen. Sechs Wehrstedter wurden Kreisbeste, das entspricht \"Kreismeister\" ! 1970 wurden 49 Sportabzeichen erworben, 40 mal stand Wehrstedt in der Kreisbestenliste, davon viermal als \"Kreismeister\"!
Trotzdem waren einige Anfangssphwierigkeiten zu überwinden. So mußten z. B. die Hausfrauen-Turnerinnen mit 25 und 30 Teilnehmerinnen an den Übungsabenden auf dem kleinen Saal bei Raschkes zurechtkommen. Die Kinderturnabteilung mit rund 50 Turnern und Turnerinnen trainierte im Pausengang der Wehrstedter Schule. Die Fußballer hatten noch keine eigene Spielfläche. Hier wurde vorerst ab 1.4.1966 der verwaiste Sportplatz im Netter Wald angemietet, der in einigen Arbeitsstunden erst spielfähig gemacht wurde. Hier begann man auch mit dem Pfingsturnier für Jugendmannschaften, das bis heute ohne Unterbrechung jährlich durchgeführt wird.
Als bisherigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte kann die Einweihung des von der Gemeinde Wehrstedt 1968 errichteten Sportplatzes mit 100-m-Bahn, Weitsprung-, Hochsprung- und Kugelstoßanlage angesehen werden. Die Nutzungsmöglichkeit wurde im Jahre 1974 durch den Bau der Flutlichtanlage in Eigenarbeit erweitert. 1972 wurde auf dem Gebiet des Jugendfußballs eine Spielgemeinschaft mit Bad Salzdetfurth geschlossen, der sich ein Jahr später noch Bodenburg anschloß.
Die Spielgemeinschaft hat bis heute Gültigkeit und kann auf gute sportliche Erfolge unter dem Namen \"JSG Lammetal\" zurückblicken. Die 1. Herrenmannschaft spielt zur Zeit in der höchsten Kreisklasse.

Die Trainingsbedingungen im allgemeinen haben sich seit der Gründung des Vereins wesentlich gebessert, zumal seit der Gebietsreform auch unser Verein die örtlichen Turnhallen in Bad Salzdetfurth mit belegen kann.
Als jüngste Sparte wurde 1973 die Kegelabteilung in den Verein aufgenommen. Sie besteht aus vier Mannschaften. Die erste Mannschaft kann gute Erfolge in der Bezirksklasse vorweisen.
Vorsitzende des SV Wehrstedt 65:
1965 -1973 Heinz Hofmann
1973 -1977 Günter Stürmer
1977- Alfred Esplör

Zur Zeit hat der Verein 375 Mitglieder. Der heutige Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: A. Esplör
2. Vorsitzende: W. Büsse, W. Raschke
Kassenwart: L. Grosche
Schriftwart: G. Tönnies
Jugendleiter: W. Surmann
Pressewart: A. Ryll


Die Sparte Kinderturnen leitet M. Schneider, Frauenturnen I. Welke, und Sportkegeln M. Knackstedt.

Die Verkoppelungs-Interessenschaft


Die Verkoppelungs-interessenten sind die Feldmarks-Eigentümer. Noch heute entspricht die Anlage, Parzellierung und Größe der Feldmark der der damaligen \"Verkoppelung\". 1865/69 wurden die als Allmende von allen gemeinsam genutzten Wiesen, Anger und Forsten als Eigentum an die einzelnen Höfe verteilt. Die ca. 1000 Morgen der Feldmark wurden damals auch um- und neuverteilt, aber einige Flächen blieben gemeinsamer Besitz: Einige Flachsrotten, der Knotenblek, die Lehmkuhle, die Grandkuhle, die Gräben und die Feldwege. Diese gemeinsam genutzten Flächen gehören allen \"Verkoppelungs-interessenten\" zusammen. Sie ließen die Wirtschaftswege vor ca. 10 Jahren mit Schwarzdecke versehen.
Dem Vorstand der \"Verkoppelungs-interessenten Wehrstedt\" gehören an:
1. Vorsitzender: Karl Brinkmann
2. Vorsitzender: Josef Lüke
Schriftführer: Hans Heidecke
Kassenführer: Jürgen Habenicht
.

Jagdgenossenschaft Wehrstedt


In ihr sind alle Grundeigentümer der Feldmark als Mitglieder geführt. Sie bilden mit ihren Grundflächen in der Feldmark einen gemeinschaftlichen Jagdbezirk von rund 250 ha. Ein Eigenjagdbezirk besteht nicht, da kein Grundeigentümer über 75 ha arrondierte Fläche besitzt. Die Mitarbeiter der Jagdgenossenschaft teilen sich die Jagdeinnahmen. Sie werden gerichtlich und außergerichtlich vertreten vom Jagdvorstand:
1. Vorsitzender: Siegfried Schünemann
2. Vorsitzender: Gerhard Lücke
Schriftführer: Albert Lopp

Wasser- und Bodenverband von 1960/61


Dieser Verband wurde von den Grundeigentümern gegründet, die beabsichtigten, ihre nassen Flächen in der Feldmark - besonders die Wiesen in der Masch gemeinschaftlich zu dränieren. Dieser Verband ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Ihr gehören außer Verkoppelungs-Interessenten auch die Landwirte aus Östrum an. Auch der Vorstand des Verbandes ist derselbe. Gewissermaßen ist die Verkoppelungs-Interessenschaft aufgegangen in dem Wasser- und Bodenverband.

Die "Weide-lnteressenten Wehrstedt"; genannt Realverband


Der sog. Realverband entstand in den Jahren 1857-69, als bei der Verkoppelung gemeinschaftliche Rechte und Anteile aus der Allmende vergeben wurden. Er ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit einem Besitz von 468 55/64 Anteilen. (Wo die letzten 9/64 abgeblieben sind, weiß heute niemand mehr.) Jeder der 62 Haus- und
Grundbesitzer hat damals Anteile erhalten, in der Größe von 1/2 Anteil bis 181 8/64 Anteilen. Als Weide-Interessenten galten also auch die Anbauer, nicht nur die Kotsassen und Brinksitzer (die Verkoppelungs-interessenten). Bei dem Besitz des Realverbandes handelt es sich im wesentlichen um 4 Grundstücke, die von allen Hauseigentümern benötigt und ausgebeutet wurden:
1. Die alte Kieskuhle am Ziegenberg, 4500 m2, jetzt in Erbpacht an Maurermeister A. Kopperschmidt vergeben. 2. Der Knotenplatz, oberhalb der Kieskuhle, ebenfalls in Erbpacht.
3. Die Lehmkuhle, etwa heutige Grundstücke G. Eckstein bis K. Nitzsche, 2036 m2 groß, 1958 in Erbpacht vergeben.
4. Die Mergelkuhle, am Westrand der Ohe, 3648 m2. Der Mergel diente damals der Wege- und Hofbefestigung. Heute teils verpachtet, teils Ödland
.
Der Vorstand des Real-Verbands:
1. Vorsitzender: Josef Lüke
2. Vorsitzende: Karl Brinkmann und Heinrich Bock
Kassenführer: Gerhard Lücke

Weitere gesellschaftliche Gruppierungen:


In den vergangenen Jahren hat es noch einige andere Gruppierungen gegeben, die heute nicht mehr existieren:
Der Jugendverein wurde am 28. Januar 1914 gegründet, aber länger als 2 Jahre wird er nicht aktiv gewesen sein. Ihm traten am Gründungstag 7 junge Männer bei. Zugleich wurde auch ein Ortsausschuß zur Leitung und Förderung der Jugendpflege gebildet. Die staatl. Beihilfe von 50 Mark wurde für den Jugendverein verwandt. Es wurden ein großer Kochtopf für Kriegsspiele, Luftgewehr, Scheibe, Mühle- und Halmaspiele, Preise fürs Preisschießen und Jungdeutschland-Liederbücher angeschafft. In den Wintermonaten 1911-12-13 hatten die Kinder für Aufführungen Eintrittsgelder vereinnahmt, von denen für den Jugendverein gekauft wurden: 1 Rundlauf, 2 Trommeln, 4 Flöten, Schwalbennester, 1 Tambourmajorstab. Mit den Flötenspielern übte Lehrer Steinborn, mit den Trommlern Schuhmacher Heinrich Gerbes.
Nach dem I.Weltkrieg gab es in Wehrstedt einen Radfahrvereln. Die Straßen waren noch nicht asphaltiert, Autos gab es nur ganz vereinzelt, das Geld war knapp, radfahren \"war in\" - also wurde ein Radfahrverein gegründet. Man fuhr gemeinsam in die Umgebung, manchmal in Gruppen bis zu 40 Rädern. Mit Frauen und Kindern radelte man sonntags ins Grüne, picknickte im Freien oder aß aus dem Hordentopf, und abends gings wieder heim. Der Verein pflegte nur das Radwandern. Werkunstfahren wollte, mußte sich der Riege in Bodenburg anschließen, die auf Dortmunds Saal übte. Wahrscheinlich waren die Radwanderer nicht nationalsozialistisch genug. Denn als nach 1933 alle Vereine \"gleichgeschaltet\", d. h. politisiert wurden, existierte dieser Verein nicht mehr. Am aktivsten war er zwischen 1920 und 1925.
Ebenfalls nicht politisch genug war der Wehrstedter Mandolinenvereln, der auch nach der "Machtergreifung" 1933 aufgab. Die Mandolinenspieler fanden sich ebenfalls nach dem I.Weltkrieg zusammen. Die Führung des Vereins hatte Karl Stein. Auch Zitter- und Gitarrenspieler waren dabei. Ein fröhliches Trüpplein musizierte zusammen und war der Zeit entsprechend ganz \"modern\". Es war die Zeit des Zupfgeigenhansl und der Wandervögel. Anfang der 30er Jahre hört man nichts mehr davon -Mandolinenklänge durften nicht mehr passen in die Welt der staatl. verordneten "Hitler-Jugend".

Der Mandolinenclub 1924


Gleich nach dem 2. Weltkrieg entsteht in Wehrstedt ein Volkstanzkreis. Besonders die Heimatvertriebenen finden sich dort zusammen. Frau R. Heckel schreibt dazu:
Es war am Anfang der 50er Jahre. Die Nachkriegszeit war mit ihren Entbehrungen so einigermaßen - fast - vergessen, als sich "Folklore" hier und da bemerkbar machte. Es war die Zeit, da jede Art musischer Betätigung gefragt war. Das Fernsehen war ja erst im Kommen. Da wurde auch in unserer Gemeinde von jungen Menschen der Wunsch geäußert, einen Volkstanzkreis zu gründen, wie er in den Nachbarorten Nette und Bodenburg schon bestand. Dieser Wunsch war erfüllbar da der 1949 gegründete \"Bund der Vertriebenen\" Heimatabende anbot für die alten Menschen, die ihre ostdeutsche Heimat sehr vermißten. Es wurde dabei immer viel gesungen und vorgetragen. An einem solchen Sonntagabend war es dann so weit. Herr Georg Anderek aus Nette kam mit seiner Volkstanzgruppe. Er kam auf Einladung der Wehrstedter BVD und zeigte, wie dies andernorts gehandhabt wurde und allseits großen Anklang fand. Am gleichen Abend waren viele der 14- bis 16jährigen Wehrstedter Jugendlichen anwesend und hell begeistert für einen Volkstanzkreis. Ruth Heckel, die Akkordeon spielte, hatte die Leitung dieses
Volkstanzkreises des BVD üoernommen. Es wurde eine schöne und von allen Kindern und Jugendlichen begeistert begrüßte Freizeitgestaltung. Bald kam zu der Gruppe der 14- bis 18jährigen eine zweite der 10- bis 14jährigen. Dann kamen auch noch die Jüngsten dazu, bis zum Alter von 10 Jahren. Die Älteren lernten schnell und mit Eifer die schönen alten Volkstänze, von der Kreuzpolka angefangen bis zum Schwingenden. Alle waren gern dabei. Die Netter Gruppe kam ein paar Wochen, dann ging es bei uns \"rund\". Manfred Stoffen - damals selbst in dem Alter - übernahm die zweite Gruppe. Bald konnte die Volkstanzgruppe bei öffentlichen Veranstaltungen anderer Vereine ihr Können unter Beweis stellen: Am Vorabend des I.Mai wurde unter dem Maibaum getanzt. Besonders die Kleinen waren immer dabei, sie tanzten in roten Röckchen mit weißen Blusen und Schürzen. Die Gruppe der größeren Mädchen trug blaue Röcke. Es machte allen Tänzern selbst viel Freude, und noch heute erinnern sich die Alteren gern dieser Zeit.
Zuerst war das Gasthaus Werth das Stammlokal, danach das Gasthaus Kopperschmidt. Im Anschluß an die Übungsabende der Größeren fand dann immer noch ein \"Nachtänzchen\" statt, so wie bei den Kleinen \"die Schwäb\'sche Eisebahne\" stets der Schluß sein mußte. Das Lied, das den Tanzabend einleitete, wurde von allen gemeinsam gesungen: \"Wir sind ja aus Wehrstedt und nicht aus Tirol, wer uns sieht
dem wird es ums Herze so wohl, wir singen und tanzen ganz wunderbar - tira- lala ...\"
Eine der Volkstanzgruppen - 1953 Am Walpurgisabend auf dem Kreugerhof
Anfang der 60er Jahre wurde langsam die Gruppe immer kleiner. Bald waren es nur noch ein paar besonders gute Sänger, die bei den Veranstaltungen des BVD bis Ende der 60er Jahre mitwirkten. So ist die Volkstanzgruppe nach einer wohl zehnjährigen Tätigkeit langsam "eingeschlafen".

In den 60er Jahren bildete sich aus interessierten Jungen und Mädchen eine evangelische Jugendgruppe. Anregungen dazu kamen vom damaligen Pastor, dem Diakon Ernst Frank. Er stellte den Jugendlichen in der umgebauten alten Pfarrscheune einen Jugendraum zur Verfügung. Die Jugendgruppe traf sich wöchentlich in ihrem Jugendraum. Sie wurde ideell und finanziell durch Pastor Frank gefördert, durfte die Kote der Pfadfinder in der Glüsing benutzen und ging im Sommer auf mehrtätige Fahrten. Kurz nach dem Weggang von Pastor Frank im Jahre 1966 erloschen auch diese Aktivitäten.

Der Wehrstedter Laienspielkreis

1980
Das obige Bild zeigt die jüngste Gruppe. Im vergangenen Jahr fanden sich einige junge Wehrstedter
zu einem Laienspielkreis zusammen. Sie wurden unterstützt von der \"Wehrsteeschen Dörpskapell\". Hier ein Schnappschuß von dem Schwan: Ein Ehemann auf nüchternem Magen.

Aktuelle Übersicht der Wehrstedter Verbände, Organisationen, Körperschaften .

a) Elternrat der Grundschule Wehrstedt Erika Hartmann, An der Kirche 20
Freiwillige Feuerwehr Gerhard Rössing, Dorfstraße 5
Jagdgenossenschaft Wehrstedt Siegfried Schünemann, Am Ziegenberg 26
Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Siegfried Bolm, Dorfstraße 26 a
Kirchenvorstand der ev.-luth Kirche zu Wehrstedt Joachim Kracke, An der Kirche 18
Männergesangverein Hoffnung e. V. Alfred Kopperschmidt, Am Schilde 1
Realverband (Weide-Interessenschaft) Josef Lüke, Dorfstraße 7
Sportverein Wehrstedt 65 e. V. Alfred Esplör, H.-Schlange-Straße 9
Tischtennisclub Wespe Erwin Raschke, Am Ziegenberg 56
Verkoppelungs-interessenschaft Karl Brinkmann, An der Kirche 8
Wasser- und Bodenverband Karl Brinkmann, An der Kirche 8
b) zuständige Behörden für den Ortsteil Wehrstedt: Stadt Bad Salzdetfurth
Bürgermeister Adolf Stoffregen, Tel. 82 82
Evang. Kirche zu Wehrstedt Pastor Joachim Kracke, Tel. 3 91
150
Grundschule Wehrstedt Hptl. Heinz Hofmann, Tel. 85 85
Polizeistation Bad Salzdetfurth PHK Gerhard Ueckert, Tel. 3 89
Postamt Bad Salzdetfurth PBInsp. Gerhard Gerbes, Tel. 80 97
Kath. Kirche Wehrstedt/Bad Salzdetfurth Dechant Eberhard Laufköter, Tel. 6 05
Staati. Revierförsterei Wehrstedt Forstamt Hans Heidecke, Tel. 3 79

Was man sich so in Wehrstedt erzählte

Wie die Ohe zu ihrem Namen kam

Die gesamte Ohe* soll einmal dem Kloster Lamspringe gehört haben. Damals war dieser niedrige, flache Höhenrücken noch unbewaldet. Als vor Zeiten dem Bodenburger Ritter von Steinberg ein Töchterchen geboren wurde, wünschten die Eltern für ihr Kind recht reiche Paten. Es würde dann wohl recht wertvolle Geschenke erhalten. Sie wandten sich daher an die Lamspringer Nonnen mit der Bitte, bei ihrer Tochter die Patenschaft anzunehmen. Dazu waren die Nonnen auch gern bereit. Sie gaben als Patengeschenk ein nordöstlich von Bodenburg, links der Lamme gelegenes großes Stück Ackerland. Das gehörte den onnen, war aber von Lamspringe aus schwer zu erreichen. Dieses Land sollte der Ritter einmal bestellen und abernten
lassen. Der Erlös dieser Ernte sollte das Patengeschenk der Nonnen sein. Der Ritter bestellte das Feld aber nicht mit Korn, wie die Paten sich gedacht hatten. Er ließ Bucheckern darauf säen. Nach einem Jahr kamen die Nonnen, um den Acker zu besehen, den sie jetzt wieder selbst bestellen wollten. Sie sahen erstaunt, daß ihr Feld wohl bestellt, aber nicht abgeerntet war. Auf dem Felde wuchsen viele Tausend kleine Buchenpflänzchen!
Erschreckt riefen sie \"Oo, oh, oh!\" und \"0 weh, o weh, o weh\". Daraus entstand der Name des heranwachsenden Waldes.

* \"ohe\" wird zu \"o weh!\" oder \"o ha\" (Ausdruck des Erstaunens); \"ohe\" kann auch aus oue = aue (die Aue) entstanden sein: Bei Schellerten, Egenstedt gibt es solche Ohe-Berge, die am Fuß, vorm Berg feuchte Niederungen = Auen haben. In Wehrstedt am Schellborn und bei den Trahnen (= Feldweg südl. des Stauwehres).

Die Nonnen wollten, wohl oder übel, ihr Wort nicht brechen und dem Patenkind den Wald schenken. Diese Ernte hat natürlich Jahrzehnte auf sich warten lassen. Ob die Nonnen inzwischen gestorben waren? Ob sie ihr Eigentum vergessen haben?

Der Gluhschwanz

In Wehrstedt fährt der Gluhschwanz abends über die Häuser hinweg. Vorn hat er einen dicken, rotglühenden Kopf, an dem sich ein etwa 5 m langer, feurig glühender Schwanz befindet. Davon hat er seinen Namen: Gluhschwanz. Wenn er vorbeifliegt, ist es so hell, daß man die Weintrauben am Weinstock der Hauswand deutlich erkennen kann.
Einmal ist der Gluhschwanz in einen Schornstein gefahren, dann wieder am Pumpenschwengel gehangen, hat sich auf den Süll gelegt und in der Dachrinne gedöst, ist aus dem Uhlenloch gefahren, hat im Uitschenpump gelegen oder dem Müller das Mühlrad festgehalten. Hunderte von Schabernacks sind ihm eingefallen.
Und dann hat ihn wohl das Fernweh gepackt. Er ist die alte Frankfurter Heerstraße bis kurz hinter die Röderhofer Buchen gerutscht. Vorm Egenstedter Sonnenberg ist er mitten auf dem Heerweg liegengeblieben.
Da kam zweispännig der Kutscher Johann von Marienburg herauf. Er kam vom Domhof zu Hildesheim und fuhr einen alten Kapuzinermönch nach dem Kloster Lamspringe. Es war ein alter, schwacher Mann, der keinen Fuß mehr vor den ändern setzen konnte.
Wie sie nun, von Marienburg kommend, den Sonnenberg heraufkamen, fingen die Pferde zu schnauben an, gingen vorn im Geschirr hoch und wollten nicht von der Stelle.
\"Halt man still, Johann\", sagte der Mönch, \"der Gluhschwanz kommt!\" Da kam er wirklich durch die Luft daher! \"Der Gluhschwanz soll runterkommen\", flüsterte der Mönch dem Kutscher zu. Dabei holte er sein kleines Buch aus der Manteltasche, hob es hoch, mit dem goldenen Kreuz nach vorn, und sprach lateinische Worte.
Die mußte der Gluhschwanz wohl verstanden haben, denn- rutsch rutsch - lag er wohl zehn Schritt vorm Wagen am Straßenrand. \"Nu gah mol hin un hale dik wat!\" sagte der Mönch. Der Kutscher sprang auch gleich vom Kutschbock, denn er war dreist, weil der Kapuziner bei ihm war. Sonst hätte er wohl die Nase davongelassen. Und was sah er da? Lauter Klimmer-Klammer-Gold! Johann wollte schon anfangen zu grabschen. Aber da sah ihn der Gluhschwanz mit ein Paar Augen an, daß ihm der ganze Mut in die Tasche fiel! Schwupp - saß er wieder auf seinem Bock, und sie rasten über den Burgberg und Lamspringe entgegen.
Der Gluhschwanz aber wurde seitdem nicht mehr gesehen.

De graue Keerl


Auf dem Wehrstedter Edelhof wohnten vor Jahren die Herren von Stopler im Herrenhaus. In diesem Haus rumorte nachts der \"graue Keerl\". Dieser kleine Hausgeist soll etwa zwei Spann groß gewesen sein und trug immer eine graue Mütze. Davon hat er auch seinen Namen erhalten. Um zehn Uhr hörte man sein Schlürfen, erst auf dem Hof und dann, wenn er durchs Haus schlich. Meistens dauerte es bis Mitternacht. Dann hörte das Rumoren auf. Die Dienstmägde beeilten sich dann immer, um noch vor 10 Uhr zuhause zu sein. Sie wollten dem grauen Männlein nicht begegnen. Am lautesten spektakelte er im Gesindehaus. Das war das alte Wächterhaus, das vorn rechts neben dem Gutseingang lag, in Höhe der Mühle. Oder er turnte im Mondenschein im alten Eichenbaum neben dem Gesindehaus. Um Mitternacht spukte und tobte er dort am lautesten. Die Türen und Fensterläden schlug er auf. Sie standen eine Zeitlang offen und klappten dann wieder zu. An der Bodenluke saß er, die Stiege rutschte er rauf und runter, auf dem Schornstein hockte er, und zwischen den
Geranien vorm Fenster:.
Das Spuken hörte erst auf, als dieses Fachwerkhaus auf Abbruch an einen Zimmermeister nach Sellenstedt verkauft wurde.Seitdem ist der kleine graue Keerl verschwunden! Wahrscheinlich ist er mit. . .

Die weiße Frau Im Schellborn

Etwas oberhalb von Wehrstedt liegt ein paar Meter links der Lamme der Schellbrunnen, der früher immer nur \"der Schellborn\" hieß. Er liegt am Waldrand der Ohe, ganz von hohen Buchen umstanden *.
Vom Schellborn erzählen sich die Leute, daß in jeder Vollmondnacht Punkt 12 Uhr eine weiße Jungfrau aus ihm emporsteigt. Darauf kommt ein schöner Jüngling und verneigt sich vor ihr. Dann tanzen sie, bis die Uhr eins schlägt, um dann wie ein Nebelschleier zu verschwinden.

* Er ist kein Brunnen, sondern ein Born - eine Quelle, aus der frisches Wasser sprudelt. Schell - hängt mit Schöll-Kraut und Schelf-Meer, möglicherweise auch mit Schilf zusammen.

Der Gegenzauber

Wenn in Wehrstedt das Vieh von einer Krankheit befallen wurde oder wenn die Kühe verkalbten, wenn die Milch bei ihnen ausblieb oder sich sonst ein Malheur im Stall einstellte, dann war eine Hexe im Dorfe. Die verhexte die Tiere. Man schickte in solchen Fällen nach dem Hexenmeister in Brunkensen. Entweder kam er selbst, oder er schickte ein schwarzes Pulver. Dies mußte in Kreuzform in einem Topf über glühenden Kohlen im Stalle verbrannt werden. Am anderen Morgen war die Milch rein. Aber ganz frei von Hexerei wurde erst der Stall, wenn der Meister selbst nach Wehrstedt kam.
Sobald er den Hof betrat, sprangen die Stalltüren auf, und mit einem starken Wind flog alles Böse hinaus und davon.

Der Spukestein

Auf der höchsten Stelle der Ohe steht noch heute ein großer Grenzstein. Er trägt Jahreszahlen und einen springenden Steinbock als Wappen. Vor ihm warnten die Leute, weil es dort auch am hellichten Tage spuken sollte. Besonders die Kinder warnte man, wenn sie allein in die Ohe wollten: Dort am Grenzstein treibt ein glühender Mann mit einer großen glühenden Schaufel sein Unwesen. Er packt die Kinder, bindet sie auf seine glühende Schaufel und schleppt sie weg.

Die Mühlenzwerge

In der Mühle trieben die Zwerge einstmals eine heillose Wirtschaft, so daß der Müller nicht weiterkommen konnte. Des Nacht kamen sie in die Mühle, jagten und balgten sich, machten Lärm, der das Klappern der Mühle und das Brausen der Räder überbot, neckten die Knappen, rissen die Säcke auf, streuten Korn und Mehl umher, daß sie durch den Dampf und Staub einander selbst nicht sehen konnten. Hatte der Knappe den Mahlkasten eben vollgeschüttet und nickte ein bißchen ein, flugs klingelte das Glöckchen, und wenn der Knappe auffuhr und nachsah, so war das Korn noch nicht halb durchgelaufen. So hörten dann die Knappen die Glocken klingeln und dachten: \"Das ist wieder ein Schabernack\", und gingen nicht, um Korn aufzuschütten, und die Steine rieben sich selbst ab. - Die ewigen Possen wurden dem Müller zu bunt, und um zu sichern, was er sichern könne, ließ er Korn und Mehl in eine\' Scheune bringen und glaubte nun sicher zu sein. Aber jawohl! Am ersten Morgen lag Korn und Mehl auch in der Scheune durcheinander, und so wurde, Weil die neue Einrichtung auch ungelegen war, lles wieder in den alten Stand gebracht; die Zwerge spektakelten nach wie vor wieder in der Mühle, und der Müller mußte sich in Geduld schicken. Da kamen eines Abends Bärenzieher zu dem einsamen Hause und baten um ein Nachtlager. Der Müller bewilligte ihnen die Bitte, und die Bärenführer legten sich, weil gerade kein besserer Platz da war, mit ihren Bären in der Mühle nieder. In der Nacht kamen die Zwerge wieder, jagten und balgten sich, streuten Korn, Mehl und Säcke umher, sprangen auf die Bären und wälzten sich vor \"Wähltagen\". Aber sie kamen schön an. Die Bären ließen sich das Springen einmal gefallen, aber als es nicht nachließ, schnappten sie ein paar von den kleinen Kerlen und schluckten sie über. Da konnten die ändern Beine machen, und im Umsehen waren sie zur Mühle hinaus.
Lange Zeit ließ sich kein Zwerg wieder spüren, aber nachher kam einstmals ein solch kleiner Kerl wieder, steckte den Kopf durch die Tür und fragte, ob sie noch von den Katzen hätten. \"Von den Katzen?\" fragte der Müller, \"o ja\", die hätte er noch, ob sie eine haben wollten? \"Ja nicht!\" rief der Zwerg, lief davon, und seitdem war die Mühle von den Ruhestörern befreit.

Wie die Lamme entsprang


Diese Sage stammt zwar nicht aus unserem Dorf, ist aber durch den Lammelauf mit Wehrstedt verbunden. Übrigens ist auch diese Sage in verschiedenen Fassungen erhalten geblieben. Zwei davon werden zum Vergleich hier wiedergegeben:

Die Lammequelle im Klostergarten Lamspringe

Dat Lamm un dat Water

Vor vielen hundert Jahren stund da, wue huite Lamspringe liggt, ein Nonnenkloster, in dene fromme Swestern wuenen. Dei keimen einmal in greote Angest, denn et harre al lange, lange nich eregent. Dei Hitze und Droignisse was sau slimm, dat kein Borm mäier Water gaff un dei Blaumen un dat Veih un dei Minschen an Verdösten wüeren. Dat gung der einen frommen Swester tau Harten, un äs sei einmal in Gaarn was un seien moßte, dat alles verdroige, deo feile sei in dei Kneie un fong an tau beän un tau wäinen un pliene den leiwen Gott, dat hei doch Water schicken solle.
Es sei wier upstund, deo foing dat lüttje Lamm, das sei uppetuegen harre un dat jürnmer hinder üer anleip, an tau springen un tau kratzen. Un up einmal Sprung dat Water ut der lere. Dat Lamm harre ne Quelle leosekratzet und dei was sau stark, dat glöik ne düchtige Bieke fluet. Niu harren dei Swestern Water de Masse.
Den nöien Borm aver leiten sei mit ner Miuern infaten un dails uever-wölwen. Vorn is ein Stein innemiuert, up dene taun Andenken an dat Wunder ein Lamm avvebildet is.
Dei Stie aver noimen sei Lamspringe.

Die Lamme-Quelle

Vor uralten Zeiten stand auf der Stelle, wo später das Lamspringer Mönchskloster erbaut wurde, ein Nonnenkloster. Einst kamen die frommen Schwestern durch eine Dürre in große Not, weil für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht ausreichend Wasser beschafft werden konnte. Dieser Jammer schnitt einer Schwester tief in die Seele, sie warf sich im Klostergarten auf die Knie nieder und flehte zu Gott, der Trockenheit ein Ende zu machen. Kaum hatte die Nonne das Gebet vollendet, als ihr Blick auf das selbstgezogene Lämmchen fiel, das ihr überallhin zu folgen pflegte. Es scharrte eifrig den Boden, und plötzlich entsprang der Stelle ein kräftiger, klarer Quell. Da ward der Not für immer ein Ende, und noch bis auf den heutigen Tag
sprudelt er dort als Ursprung des Baches, der den Namen Lamme führt.
Zur Erinnerung an das Wunder wurde der Brunnen überwölbt, und das Bild des Lämmchens ziert noch heute einen der bemoosten Steine des Brunnens.

Kothof Nr.4 Christian Gerbes

Kothof Nr.1, Müller Heinrich Baake

Kothof Nr. 25, Fritz Jordan

Das alte Hirtenhaus am Uitschenpump, Nr.23, Heinrich und Ernst Mahnkop

Statistik von 1961

Die letzte amtliche Statistik sagt 1961 über Wehrstedt folgendes aus:

Bevölkerung: 673
davon 8 in der Landwirtschaft
60 im produzierenden Gewerbe
178 Rentner u.ä.
81,7% evangelisch
16,7% katholisch

Es wählten:
117 CDU
287 SPD
37 FDP
68 GDP
2 Übrige


Erwerbstätig sind: 409 Personen,
davon 150 weibliche Personen
9,3% Selbständige
11,5 % mithelfende Familienangehörige
11,5% Beamte,Angestellte
60,4% Arbeiter

Davon arbeiten 65 °/o außerhalb, 22 °/o am Ort

Die landwirtschaftlichen Betriebe: 34 mit 225,57 ha Nutzfläche,
davon 14 Betriebe bis 8 Morgen
4 Betriebe bis 20 Morgen
6 Betriebe bis 40 Morgen
10 Betriebe bis 80 Morgen

Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche waren:
76,6 % Ackerland
8,0% Gärten
15,4% Weiden
Viehbestand:
24 Pferde
216 Rindvieh (davon 100 Milchkühe)
317 Schweine (davon 9 Sauen)
7 Schafe
895 Stück Geflügel

Forstfläche: 170,2 ha (= 37 % der Wehrstedter Bodenfläche)
davon 91,8% Staatsforsten
8,2 % Privat- und Gemeinschaftsforsten

Von den 170,2 ha Forsten sind 92,2 % mit Laubholz, 7,8 % mit Nadelholz bestanden.

Wohngebäude: 133,
davon vor dem 1.Weltkrieg erbaut: 87
vor dem 2. Weltkrieg erbaut: 19
nach der Währungsreform (1948) erbaut: 27

Betriebsstätten in Wehrstedt waren:
im Handwerk: 7
im Baugewerbe:1
im Handel:8
im verarbeitenden Gewerbe:7
in der Landwirtschaft:24





Zeitleiste


ca. 600 Wahrscheinliche Gründung des Dorfes Werstat
1207 Bau einer Kapelle
1210 Wehrstedt fällt als Lehen an das Andreasstift
1217 Bruno Rode als Kreuzfahrer ins Heilige Land
1329 Heinrich von Steinberg wird mit Wehrstedt belehnt
1379 Lampe z. Wehrstedt in Hildesheimer Diensten
1422 Tidexen zerstört
1512 Harmen Koster gießt die Wehrstedter Friedensglocke
1519 Hans von Steinberg nimmt bei Soltau den Braunschweiger Herzog gefangen
1521 Christoph v. Steinberg bringt Martin Luther zur Wartburg
1524 Die Mühle erbaut
1542 Wehrstedt wird evangelisch
1553 Christoph v. Steinberg erhält 5000 Taler Entschädigung
1570 Das Gut kommt an die Familie v. Stopler
1604 Der Krug erbaut (späteres Forsthaus)
1625/26 Tilly und Wallenstein in der Gegend
1632 ebenfalls
1694 Salzdetfurth brennt nieder
1704/05/09 Einbrüche in die Kirche
1716 Kirche wird erneuert
1738 Das große Hochwasser
1816 Leopold v. Stopler stirbt. Das Gut wird von der Klosterkammer erworben
1843 Ablösung der Meiergefälle
1851 Wehrstedt ist Grenzdorf
1856 Die Dietrichs nach Amerika
1868 Schule erbaut
1869 Verkoppelung ; Auflösung derAllmende
1870/71 Deutsch-Französischer Krieg
1878/79 Das Gut wird verkauft
ca. 1900 Bergmannsfamilien kommen nach Wehrstedt
1910 Eiche an der Schmiede gepflanzt
1914/18 1.Weltkrieg; 17 Wehrstedter gefallen
1939/45 2. Weltkrieg; 19 Gefallene und 13 Vermißte
1946 Ostdeutsche Heimatvertriebene finden eine neue Heimat
1962 Neue Schule erbaut
1974 Am 1.4. kommt Wehrstedt zu Bad Salzdetfurth




Territoriale Zugehörigkeit


Wehrstedt gehörte von . . . bis . . . zum . ..:
-1182 Flenithigau
1182 - 1359 Bistum Hildesheim (Grafschaft Winzenburg)
1359 -1519 Fürstbistum Hildesheim
1523 -1643 Welfisches Fürstentum Wolfenbüttel (Herzogtum Braunschweig)
1643 -1803 Fürstbistum Hildesheim
1803 -1807 Königreich Preußen
1807 -1813 Königreich Westfalen
1815 -1866 Königreich Hannover (Amt Bockenem)
1866 -1918 Königreich Preußen (Provinz Hannover) (ab 1885 Krs. Marienburg i. Hann.)
1918 -1945 Deutschland (Provinz Hannover)
1945 - Bundesrepublik Deutschland (Land Niedersachsen)




Literaturverzeichnis


Peter Bardehle: Kopfsteuerbeschreibung des Hochstifts Hildesheim von 1664, 1976. - Kirchenakten der evang. Kirche zu Wehrstedt.
W. Barner: Ur- und Frühgeschichte, Alfeld 1957.
Joachim Barward: Lauenstein, Diplomatische Historie des Bistum Hildesheim, Hildesheim 1740.
Q. Bischoff: Praktische Geologie, 1961. Gerh. Blankenburg: Aus der Bültumer Chronik, 1965. Hermann Blume: Beiträge zur Geschichte des Altkreises Marienburg, Hildesheim 1958.
- Sagen und Erzählungen aus dem Hildesheimer Land, Hilldesheim 1968.
- Rezeßbuch über die Verkoppelung der Feldmark von Wehrstedt - 1869
- Soltmännchen, Monatsheft Januar 1971.
- Vereinschronik der VTTC \"Wespe\", 1973.
Joh. Gottl. Daniel Cordes: Flurnamen des Ortes Wehrstedt, im Archiv der Dienststelle
-Niedersächsisches Wörterbuch Göttingen.
- Chronik der Schule zu Wehrstedt.
W. Deders: Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte des 14. u. 15. Jahrhunderts Göttingen 1964.
Dr. Herrn. Dürre: Das Geschlecht von Walmoden, Wolfenbüttel 1892.
Wilhelm Evers: Der Landkreis Hildesheim-Marienburg, in: Die Landkreise in Niedersachsen, Bd.21.
- Die Wüstungen des Hildesheimer Landes, in: Neues Archiv, Jg. 15, 1950.
Fritz Garbe: 750 Jahre Kirche Wehrstedt. Aus der Festschrift der Kirchengemeinde Wehrstedt,8-15. Dez. 1957.
Adolf Lüntzel: Die bäuerlichen Lasten im Fürstentum Hildesheim, 1830.
W. Hartmann: Der Bürgermeister, 1956.
D.G.Hassel: Statist. Repertorium über das Königreich Westfalen. Braunschweig 1813.
Dr. H. v. Jan: Alt-Hildesheim, Heft 39, Lax 1968.
K. Kanicke u. H. Hogeweg Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe.
Klages Klump: Düt un Dat-in Hoch un Platt, 1950. Unser Hildesheimer Land, III. Band, 1979.
Bruno Koch: Bodenburg im Wandel der Jahrhunderte. 1956.
J. B.Lauenstein: Diplomatische Historie des Bistums Hildesheim, Hildesheim 1740. Kosmographie 1598, in Hirschgraben-Lesereihe, 1965.
Karl Seifart: Sagen,Märchen, Schwanke, Hildesheim 1914.
Carl Wolff: Die Denkmäler der Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hildesheim II, der Kreis Marienburg, 1910.
Siebmachers Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 11, Nürnberg 1855. Friedrich Zirkler: Unser Werk in Vergangenheit und Gegenwart, B. S. 1973.
2 Reproduktionen von Peter Windszus.

Diese Chronik entstand auf Anregung des Ortsbürgermeisters G. Stürmer und im Auftrage des Wehrstedter Ortsrates.
Erarbeitet und zusammengestellt wurde sie von Hauptlehrer Heinz Hofmann. Ihm halfen die Ausschußmitglieder Wolfgang Aniol, Lothar Grosche, Josef Lüke.
Viele, besonders ältere Mitbürger konnten sich noch an Geschehnisse vergangener Tage erinnern, oder sie stellten
Bildmaterial, Urkunden, Schriftstücke oder auch \"nur ihr Gedächtnis\" zur Verfügung.
Ihnen allen sei herzlich gedankt.
Ein besonderer Dank aber gilt der ehemaligen Wehrstedterin und jetzigen Studentin der Geschichte, Christina Hofmann, die die archivalischen, wissenschaftlichen und redaktonellen Vorarbeiten für diese Chronik erbrachte.

Wehrstedt, im Januar 1980

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